Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Oh doch. Lies mal das Buch von Paul Kimmage "Raubeine rasiert". Da sieht man, wie auch Fahrer, die weit entfernt sind von Erfolg/Geld/Anerkennung in den Dopingsumpf gezogen werden.
Wir sehen vom Radsport nicht viel mehr als die Tour de France und denken, das sei der Profiradsport. Darunter ist jedoch eine breite Schicht an armen Schweinen, die im Wesentlichen aus Existenzangst dopen. Mit denen bekommst Du es zu tun, wenn Du aus ethischen Gründen sauber fahren willst.
Als der irische Meister Paul Kimmage zum ersten Mal eine verbotene Substanz einwarf, war das direkt vor einem Kriterium. Er war schon vor dem Rennen fix und fertig, denn zahllose Renntage hatten alles aus ihm herausgequetscht. Sein Vertrag stand ohnehin auf der Kippe. Als ein Kollege ihm im Hotelzimmer von seinen Amphetaminen gab, war das zwischen den beiden eine selbstlose, kollegiale Geste. Für uns gut abgesicherte Wohlstandsbürger das Allerletzte. Paul Kimmage wollte nie dopen. Er hatte einfach nicht die Kraft, auf Dauer dem zu widerstehen, was (fast) alle taten.
Wir machen uns das zu leicht, wenn wir sagen, die Gier des Einzelnen nach Erfolg und Anerkennung sei schuld. Man kann den Einzelnen auch nicht aus seiner Verantwortung entlassen, aber er trägt sie nicht alleine.
Grüße,
Arne
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Mal abgesehen davon, dass Du so manchem hier vorwirfst ihr Wissen nur aus Zeitungen zu ziehen- was in meinem Fall nicht so ganz stimmt, aber das kannst Du nicht wissen obwohl Du mir das gerne unterstellst- zitierst Du auch gerne mal eben Populärliteratur als Quelle. Das sind dann auch "Innenansichten", die nach reiflicher Üerlegung vom Autor sorgfältig aufgeschrieben worden sind und häufig stellt man sich in solchen Sachen ungerne selber schlecht dar...gerade was dann moralische Rechtfertigungen angeht. Wer würde da schreiben, dass man die Wahl hatte, etc.
Aus Existenzangst dopen...tja, das gibt es sicherlich. Aber es ist ja nicht so, dass die ohne Vertrag dann vor Hunger sterben wie etwa die armen Kenianer, die mit einem gewonnenen Rennen ein ganzes Dorf ernähren können. Da kann ich die Beweggründe nachvollziehen, da geht es um wirkliche Existenzen. Bei den doch recht behüteten Radprofis ab den 80er Jahren, die in wirtschaftlich starken Ländern groß geworden sind zählt dieses Argument weniger. Radfahren ist mittlerweile keine "arme Leute" Sportart, die Kinder kommen häufig aus gut betuchten Familien. Wenn es mit dem Radfahren nicht klappt wird man als lokale Größe doch häufig einen Job angeboten bekommen.
Wohlstandsbürger...da zählen auch häufig Radsportler dazu, denn das Material, Fahrten zu Rennen, etc. kostet Geld und Zeit.
Und nochmal: ich streite das Talent von JU nicht ab, ich stelle nur in Frage, ob er wirklich DAS Talent war und andere, die ebenso ab der Kinder- und Jugendzeit- mit allem was ein diktatorischer Staat dann auch Minderjährigen antun kann- nicht ebenso gut gewesen wären. Diese Art der sehr traurigen "Sportförderung" war nunmal in der DDR verbreitet.
Und NEIN, ich habe das nicht selber erlebt, ich habe das nachgelesen...