Zitat:
Zitat von flaix
aber man darf doch durchaus die tatsächlich erreichten Siege mal in Relation zu deinen Aussagen stellen? ab 86 jedes Jahr in irgendwas DDR-Meister bis zum WM Titel. Das spricht eine andere Sprache...
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und kam nach Spartakiade-Siegen 1986 mit 13 Jahren auf die Kinder- und Jugendsportschule (KJS) des SC Dynamo Berlin. 1987 wurde Ullrich DDR-Schülermeister im Rad-Bahnvierer und 1988 DDR-Jugendmeister im Straßenradfahren, 1990 DDR-Jugendmeister im Punktefahren.
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Zum Thema frühe Erfolge in der DDR möchte ich gern etwas beitragen. Ich selbst bin mit 12 Jahren an der KJS (SC Dynamo Berlin) eingeschult worden. Das war Sept. 1987. Ich war zu dem Zeitpunkt nicht ganz, aber fast 12 Jahre alt.
Meine erste "Vitaminpille" erhielt ich von meinem damaligen Trainer (er ist vor langer Zeit an Krebs verstorben) mit 9 Jahren. Ich kann mich komischerweise sehr genau an die Situation erinnern, als wäre es gestern gewesen. Wir standen vor der Schwimmhalle. Es war vor einem wichtigen Wettkampf. Er gab mir eine rote Pille. Was er da sagte, weiß ich jedoch nicht mehr. Es ist absolut möglich, dass ich das vorher schon bekam, mich jedoch nicht daran erinnern kann. Wir bekamen regelmäßig "Vitaminpräparate" von ihm. Der obige Moment ist mir nur besonders in Erinnerung geblieben, weil es ein wichtiger Wettkampf war.
Daraufhin gewann ich alle Rennen (bis auf eins

) bei den Berliner Spartakiade meiner Altersklasse. Das führte zur Qualifikation für die Kinder- und Jugendspartakiade 1987. Zuvor war ich zwar ganz gut, habe aber bei weitem nicht alles gewonnen. Das wiederum führte in der Folge dazu, dass ich überhaupt an der KJS angenommen wurde. Es gab 3 Sichtungslehrgänge, wo die Kandidaten geprüft und getestet wurden. Nur 18 Mädchen wurden angenommen.
Auch an der KJS bekamen wir "Vitamine" in Form eines Pulvers.
Es hat ziemlich lecker nach Brausepulver geschmeckt. Keine Ahnung, wie das Zeug hieß. Auf der durchsichtigen Küchen-Plastiktüte stand nichts drauf

.). Was da drin war... keine Ahnung. Es hat körperliche Veränderungen bewirkt. Ich selbst habe relativ viel Gewicht zugelegt. Das war ein nicht gerade erwünschter Nebeneffekt. Dafür war ich sehr kräftig. Meine Maximalkraft und Schnellkraft war extrem gut.
Mein damaliger Trainer war damit jedoch eher sorglos. Wir haben das Zeug von ihm selten bekommen. Wenn, dann kam es von anderer Stelle. Bei andere Klassen nicht. Da lief das anders. Das führte u.a. dazu, dass in unserer Klasse der Erfolg ausblieb. Wir holten bei AK DDR-Meisterschaften nur zweite Plätze und Holzmedaillen. Folge: Trainerwechsel. Die Wende nahte, ich ging von der KJS. Zum Glück. Ich traf meine früheren Kolleginnen etwa ein Jahr später bei norddeutschen Meisterschaften oder so ähnlich, körperlich völlig verändert. Gesundheitlich gab es durchaus Nebenwirkungen, die ich aber glücklicherweise gut überstand.
Ich berichte dies ausschließlich aus meinen eigenen Erinnerungen. Deshalb habe ich es relativ detailliert geschildert. Es ist rein exemplarisch. Ich glaube, dass andere deutlich mehr Mittel erhalten haben. Das kann ich aber nicht mit Bestimmtheit sagen.
Das nur zur Info, was frühere DDR Erfolge betrifft. Die darf man gern kritisch hinterfragen und mit Vorsicht genießen.
... glaubst Du die Trainer und deren Praktiken waren nach der Wende verschwunden? Auch sie lernten schnell dazu
