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Alt 02.05.2015, 09:21   #20
dickermichel
Szenekenner
 
Registriert seit: 24.08.2007
Beiträge: 2.034
2002: Hurra, ich werde Triathlet

Meine ersten Trainingspläne wurden von Katja Maier geschrieben, die früher als Profi unterwegs war, heute eine Veranstaltungsagentur betreibt und wohl nach wie vor Triathleten coacht.
Ich hatte damals noch keine Ahnung, kaufte mir die relevanten Bücher, die es damals gab (Hottenrott!) und wußte natürlich schon bald alles besser …:-)
Es folgte ein kurzes Trainingsplan-Intermezzo mit Klaus Ruscher, doch wenn ich mich recht erinnere, bastelte ich mir ab Frühjahr 2002 mein Training im Großen und Ganzen selbst zusammen, was vor allem dem Umstand geschuldet war, dass ich mein Training „entlang“ meiner Arbeit und meiner Familie gestalten musste, was zu der Zeit eine ziemliche Herausforderung war.

Generell war das alles aber vor allem lustig:
Ich weiß noch, wie ich das erste Mal ins Schwimmbad ging (irgendwann im Herbst 2001) und mir vorgenommen hatte, 2km am Stück zu schwimmen.
Eine toughe Vorgabe, denn immerhin lag das letzte Schwimmtraining 16 Jahre zurück - eieiei, war das eine Quälerei …
Und dann brauchte ich ja ein Rad, denn meine alte Mountainbike-Stadtmöhre war nicht triathlontauglich.
Also ging ich im Februar 2002 in ein Tria-Geschäft in MUC, wo mir der Besitzer das Vorjahresmodell zum Diesjahres-Preis andrehte (ich hatte ja null Ahnung von Renn- oder Triarädern) - ein chices Cube Agree, mein bis heute treuer Gefährte …
Was war das für ein Gefühl, das erste Mal auf einem Rennrad zu sitzen und mit einem bis dahin unbekannten Speed über die Straßen zu heizen!
Ich war ja schon immer gerne geradelt, aber mit dem Rennrad wurde daraus eine echte Liebesbeziehung …
Es gab für mich daher keinen Zweifel, dass ich die 180km in fünf Stunden schaffen würde und nach den ersten Monaten Schwimmtraining kam mir mehr als eine Stunde für die 3,8km inakzeptabel vor - nur das Laufen konnte ich nicht einschätzen, denn was sich bei dem ersten Halbmarathon und dem Marathon gezeigt hatte, wurde schon im Training zu einem quasi permanenten Problem:
Mein Bauch, besser gesagt, mein Darm.
Ich denke, ich kann mit einem gewissen Stolz behaupten, dass die Fruchtbarkeit des Münchner Südens, speziell im Forstenrieder Park, auf meine kontinuierliche Düngung dieser Jahre zurückzuführen ist.

Es kam das Frühjahr und damit die ersten Wettkämpfe, der Mühltaler Duathlon, der Kraillinger Duathlon und der Magic Man, damals noch in der Ausführung 12km - 96km - 20km - und es zeigte sich: ich hatte tatsächlich Radtalent geschenkt bekommen. Auch Laufen konnte ich eigentlich nicht schlecht, zwar vergleichsweise nicht so schnell wie Radeln, aber konstant, vorausgesetzt, mein Magen-/Darmtrakt spielte mit.
Inzwischen hatte ich mich für den Ironman Klagenfurt angemeldet, denn der war von MUC aus gut erreichbar und bot meiner Frau und mir ein paar Tage Urlaub, weil die Schwiegermutter auf Kinder, Hund & Katze aufpasste.

Im Juni bekam ich dann das erste Mal ein paar Bedenken, ob die Entscheidung, als ersten Triathlon gleich eine Langdistanz zu machen, nicht ein wenig großspurig gewesen sein könnte und meldete mich spontan für den Triathlon in Bad Tölz an, drei Wochen vor dem IM Klagenfurt, in erster Linie, um die Wechsel zu üben …
Wie krass ich damals unterwegs war, zeigt ein Blick in den Trainingsplan dieser Woche mit dem WK in Bad Tölz am Sonntag (ich habe natürlich alle Trainingsaufzeichnungen seit August 2001 in Papier- und Datenform):
Montags ein hartes 1-Stunden-Programm auf dem Spinningbike, dienstags 27km-Lauf mit anschließendem Berg-Intervall-Training auf dem Rad, mittwochs zügig 14km laufen, donnerstags 1h laufen und dann 2,5h radeln, freitags eine Mördereinheit aus 3x 51km R mit je 8km L danach (der letzte waren dann nur 6km) - und samstags tatsächlich mal ein Ruhetag.
Doch der WK-Sonntag war der Brüller und ich erinnere mich heute noch sehr gut an diesen Tag:
Ich stand um fünf Uhr auf, fuhr mit den WK-Sachen im Rucksack 60km nach Bad Tölz, auf dem Weg frühstückend und natürlich den Wald düngend, kam gerade noch zum Start an dem See an (ich hatte mich verfahren), quetschte mich in den Neo und schwamm hinterher, denn die anderen waren unverschämterweise schon ohne mich gestartet. Nach dem WK schlug ich mir die Wampe beim Buffet voll und radelte noch über einen Umweg nach Hause - vollkommen krank!

Es gab keinen Zweifel, ich war perfekt vorbereitet auf die Langdistanz.
Das Rennen selbst war weniger spektakulär als gedacht, wenn man mal davon absieht, dass ich an dem Tag wahrscheinlich dafür verantwortlich war, dass einige hoffnungsvollen Triathleten diesen Sport nach dem WK an den Nagel hängten, als ich mit einem halben Liter Kakao in der einen Hand auf dem Auflieger liegend an ihnen vorbeikurbelte und genüßlich in meine Käsesemmel biß.
Ich hatte nämlich in wissenschaftlich fundierter Akribie erkannt, dass ich nach dem Schwimmtraining immer große Lust auf Milchprodukte, wie z. B. Kakao, hatte - was lag also näher, als dies auch im WK so beizubehalten.
Generell habe ich die Ernährung beim ersten WK komplett ignoriert, denn neben dem Kakao, zwei Käsesemmeln (natürlich mit ordentlich Butter), steckten einige fürchterlich schmeckende Riegel von Power Bar in meinem Wimmerl (eine Tasche, die man sich um die Lende bindet) und was ich getrunken habe, weiß ich leider nicht mehr.
Egal, wie vorhergesagt, war das Schwimmen nach einer Stunde beendet, das Radeln nach 4.46 und das Laufen zog sich dann, auch dank eines ausgedehnten Dixi-Aufenthalts (der Kakao wollte leider wieder raus), mit 3.54 sehr in die Länge - Endzeit war 9.50 und ich infiziert = jetzt war ich ein Triathlet.

Dem IM folgten dann noch einige ODs und MDs in dem Jahr, doch ab Herbst 2002 gab es nur ein Ziel: Noch mal nach Klagenfurt und vieeeel schneller sein - am liebsten gleich Sub 9 …
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