Zitat:
Zitat von de Dommschwätzerr
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Wie willst du das diesem Menschen erklären?
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Ich hab' nicht gesagt, dass ich es immer ignorieren würde, aber ich würde mich am "mutmaßlichen Patientenwillen" orientieren und nicht an einem Stück Papier, einer Tätowierung oder einem Armband.
Ich hab' schon in den letzten 10 Jahren zweimal auf Reanimationen verzichtet (als Krankenhausarzt, nicht als Notarzt), aber das waren Patienten, die einem bekannt waren inklusive ihrer Krankheitsvorgeschichte.
Andererseits habe ich gerade auf meiner Station seit drei Monaten eine 22-jährige Frau, die sich im Mai vor die U-Bahn geschmissen hat und der dabei beide Unterschenkel abgetrennt worden sind. Die hat rund 20 Operationen hinter sich, in derem Rahmen beide Stümpfe inklusive Gefäße, Nerven, Muskeln und Knochen wieder replantiert worden sind und kann sich (auch in wochenlangen Gesprächen mit unserer Psychologin) immer noch nicht erklären wie sie sich trotz damaliger privater Probleme zu ihrem Suizidversuch hat hinreißenlassen und hat allenfalls Angst vor sich selbst, dass das irgendwann nochmal passiert.
Rein formal am Patientenwillen orientiert dürfte man einen Suizidpatienten ja eigentlich nicht medizinisch versorgen und versuchen ihn zu retten...