Eine Preis-Leistungs-Diskussion! Da muss ich mich ja doch wieder einklinken

Preis-Leistungs-Verhältnisse sind meiner bescheidenen Erfahrung nach sehr unterschiedlich. Ich habe drei Heimaten. In Heimat Nr. 1, Kroatien, sind Preis und Leistung bei normalen Weinen sehr bescheiden. Da zahlt man schon mal nahe 10 Euro für eine Flasche, für die man in Deutschland keine 3 Euro zahlen würde. Jahrzehntelanger Sozialismus waren nicht unbedingt förderlich für die Entwicklung von Luxus-Lebensmitteln, erst so langsam holt das Land nach. In der Spitzenwein-Kategorie ab 30 Euro die Flasche können die Winzer jedoch absolut auf internationalem Niveau mithalten und es werden erfreulicherweise immer mehr Spitzenwinzer. Auch in Bosnien tut sich einiges
Heimat Nr. 2, Deutschland, ist bei mir mittlerweile als Billig-Lebensmittel-Land verschrien und sämtliche Statistiken darüber bestätigen es leider immer wieder. Die große Masse kauft billig und schlecht und steckt ihr Geld lieber in Autos. Die Discounter-Quote ist erschreckend hoch. Dadurch kann es schon hin und wieder mal einen guten Wein bei Aldi geben, aber die guten deutschen Winzer entziehen sich dem Massenwein-Markt sehr bewusst. Glücklicherweise ist das Land groß und reich genug, es gibt einen guten Wein-Markt in Form von Vinotheken und div. Versandhändlern. Und da bekommt man dann schon mal um 10 Euro die Flasche höchst solide bis manchmal auch großartige Weine.
Heimat Nr. 3, Österreich, hat mit dem Weinskandal vor vielen Jahren riesengroßes Glück gehabt. Die komplette Weinwirtschaft wurde von Grund auf umgekrempelt, es wurden Unmengen an Geld in Weiterbildung investiert, zusammen mit der höchsten Bio-Landwirtschaftsquote in Europa ergibt sich eine großartige Ausgangslage. International unter der breiten Bevölkerung noch immer unterschätzt kann man mit ein bisschen Wissen schon tolle Weine um 5-10 Euro pro Flasche finden.
Ein gut befreundeter Bio-Winzer aus der Südsteiermark, der recht gut im eher oberen Marktsegment platziert ist, hat mir mal erzählt, dass selbst er in der Südsteiermark (sehr hügeliges, schwierig zu bearbeitendes Terrain -> viel Menschenarbeit -> kaum Maschinenarbeit) eigentlich kaum mehr als 15 Euro pro Flasche Arbeitskosten hineinstecken kann. Alle Flaschen über 20 Euro haben dann als einzigen Mehrwert: Seltenheit, Besonderheit, Luxus, Erwartungshaltung des Winzers selbst, Szenegetue. Seither ist das für mich so meine persönliche Weinflaschenpreisschwelle
Und zuletzt noch ein Lob für die Schweizer: bin seit einigen Jahren begeisterter Kunde des
delinat Degustier-Service. Feine Sache, noch von keiner Flasche enttäuscht gewesen und man »reist« dadurch viel rum

Preis-Leistungs-Verhältnis ist top und man unterstützt eine gute Sache!