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Nachdem am Samstag in der Früh die HRV wieder hoch auf 94 geklettert ist und mir meine Frau für den Nachmittag frei gab, bin ich schon Samstag auf die lange Fahrt gegangen. Es wurden auf 90km 2200hm in 4h, bewusst recht locker bei 190 AvgWatt und 235 NP und 130 Puls. Wieder fuhr ich nur mit einer Flasche Wasser, die ich nicht austrank. War diesmal problemlos und ich denke, da hat die doch sehr niedrige Leistungsabgabe das ihre beigetragen. Auch wenn mich der Puls etwas überrascht hat (hoch). Der ging mit dem Grad der Dehydrierung hoch.
Jedenfalls hatte ich dann heute eine HRV von 102. Was bedeutet, dass ich dort angelangt bin, wo man normalerweise nicht hinkommt - nur hochtrainierte Spitzenathleten. Insofern frage ich mich, was die Messerei denn nun wert ist und ob nicht Zeit ist, das Ding in die Tonne zu treten.
Eine andere Erklärung wäre, dass mich einfach der Alltag erheblich mehr stresst, als der Sport und seine Auswirkungen auf die HRV viel größer sind, als die Auswirkungen des Sports. Ich muss allerdings schon auch sagen, dass am Freitag, als die HRV so niedrig war, ich mich tatsächlich nicht gut und an der Kippe zum krank werden fühlte. Die Nacht auf Samstag war aber sehr erholsam, genauso wie von gestern auf heute und auch heute fühl ich mich stark und könnte Bäume ausreissen.
Aber welche Interpretation, wenn man die HRV nun ernst nimmt?
Jedes Training übt einen Reiz auf den Körper aus. Was der Körper aber daraus macht, hängt sehr stark von der Begleitmusik ab. Ein hartes Training zum falschen Zeitpunkt und Immunsystem und Leistung gehen in den Keller. Dasselbe harte Training gut getroffen und sauber regeneriert: Alles Systeme schnellen hoch. Das was rund ums Training passiert bekommt für mich so einen ganz anderen Stellenwert. Familiärer Stress, Berufliche Unsicherheiten, schlechte Nachrichten, tägliche Sorgen um Existenz und seine Lieben - alles wirkt sich auf die Erholung aus und entscheidet maßgeblich über Erfolg und Mißerfolg. Nehme ich die Ergebnisse der HRV-Testungen nun ernst, dann muss ich all dem was neben dem Sport passiert erheblich mehr Bedeutung zumessen. Und die Frage nach welchem Training zu welchem Zeitpunkt rückt ins Zentrum.
Freitag nach einer mühsamen Woche: locker
Wochende: Wenn nix belastendes ansteht, Vollgas
Unter der Woche nur Trainings, die ich innerhalb 24h verarbeiten kann (dh kurz, aber durchaus auch Druck)
Gleichzeitig mit der Trainingsplanung auch die Regnerationszeiten antizipieren: Wie viel und wie gut werde ich diese Nacht schlafen (Schlaf ist aus den bisherigen Erkenntnissen der absolut allerwichtigste Regenerationsfaktor, by far). Kommen Termine auf mich zu, die mich aus dem gewohnten Alltag holen und somit die Erholung beeinträchtigen?
Ich spreche da nur die Spitze des Eisbergs an. Darunter liegt noch einiges an Erkenntnis. Etwas was ein guter Athlet mit seinem Gefühl steuern kann, aber auch einiges, was man eigentlich eh weiß, aber solange aus welchen Gründen auch immer ignoriert (?), bis es einem so eine Testreihe objektiviert...
Lg Nik
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Failing Forward. Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht. (Rosa Luxemburg)
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