... nun "renne" ich also schon ein viertel Jahr auf und mit einer Titanhüfte durch´s Leben und ich denke, es ist an der Zeit für ein klitzekleines Résumé.
Im Vorfeld habe ich nicht über meine "Ängste" geschrieben aber jetzt kann ich ja offenbaren, das ich mich vor der OP, also ab dem Zeitpunkt als feststand, dass der einzige Weg zur Schmerzfreiheit nur über ein künstliches Hüftgelenk führt, oftmals bei dem Gedanken ertappte, dass ich einen Teil von mir, nämlich ein Stück meines Oberschenkelknochens verlieren und dieser durch ein Implantat ersetzt werden würde.
Dieser Gedanke erfüllte mich (natürlich) mit einem gewissen Unbehagen aber paradoxer Weise auch mit einer ganz merkwürdigen "Vorfreude".
Das mag jetzt völlig bekloppt klingen aber irgendwie hatte ich schon immer des Gefühl anders zu sein als andere. Vielleicht liegt die Wurzel dieser Empfindung in meiner Linkshändigkeit (was ja jetzt auch nix sooo Besonderes ist) aber gefühlt mein ganzes Leben bin ich auf einem unsichtbaren Leitstrahl unterwegs, der mich gegen den Strom schwimmen lässt. Ich bin einer von den Menschen, deren Lebenslauf bei anderen für drei Leben reichen würde und dieses Leben hat keine Linie sondern beschreibt eine Sinuskurve

Life is a rollercoaster
... und dazu passt dann auch ein künstliches Hüftgelenk mit 45.
Nun, die Ängste über den Verlust eines Stückes meines Skeletts haben sich aufgelöst und sind der Freude über die wiedergewonnene Lebensqualität gewichen
Ich bereue nichts und würde die Entscheidung defintiv wieder genauso treffen und auch jedem dazu raten, sich eher früher denn später zu so einem Schritt zu entschliessen!
Hätte ich gewusst, dass in meinem Körper so eine Zeitbombe tickt, dann hätte ich sicher den einen oder anderen Marathon weggelassen oder hätte mich in der Jugend für gelenkschonendere Sportarten als Handball oder Turnen entschieden...
Aber hätte meine Tante Räder, dann wäre sie ein Omnibus.
Ich schliesse das kleine Résumé mit einem Zitat von Giovanni Boccaccio:
Es ist besser, zu genießen und zu bereuen, als zu bereuen, dass man nicht genossen hat.
Résumé Ende.
Blieben noch ein paar Sätze zum Alltag:
Das kann man etwa so zusammenfassen: "Der Geist ist (allzu) willig, das Fleisch (noch) zu schwach

"
Anders als angekündigt, habe ich letzte Woche nicht in den "eins einser-Rhythmus" gewechselt, sondern komplett auf die Schiene.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Hüftbeugermuskulatur durch das radeln gereizt wird und die Belastung durch die tägliche Strecke von 54 km einfach noch zu hoch ist.
Also habe ich den Muskeln - wir vermuten jetzt noch oder wieder den Psoas und Iliopspoas als Übeltäter - eine komplette Woche Ruhepause gegönnt, was bei diesen auch sehr gut angekommen ist

Heute bin ich das erste Mal wieder mit dem Rad gependelt. Morgen setze ich aus.
Die Umfänge im Wasser und in der Muggistubb habe ich bebehalten und sogar noch ein bisschen gesteigert.
Aber letztlich ist dieses Phänomen der Leistenschmerzen nach einer Hüft-OP nicht soo häufig und um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, habe ich letzte Woche mal den OP-Bericht angefordert. Vielleicht können wir die Beschwerden so etwas gezielter behandeln...
Stay tuned!