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Alt 20.10.2009, 19:45   #5344
Das Mädchen
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Registriert seit: 08.01.2008
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back from the island!

Nachdem wir Sonntag Morgen in der früh sicher gelandet sind, das Gepäck vollständig angekommen (zum Glück hat sich keiner über den 2Kilo Topf Crunchy Peanutbutter hergemacht oder gar die Peanut Butter M&Ms) und wir uns auch an die 25-30 Grad weniger an Temperatur gewöhnen (oder eher damit nun leben müssen), hier der Bericht meines IM 2009 Rennens in Kona:
Der Wecker klingelt um 3. Dank der Zeitumstellung fiel uns die ganze Woche vor dem Rennen das frühe Aufstehen nicht schwer, aber 3 Uhr ist schon hart. Wenigstens ist es nicht kalt :-) Wir frühstücken kurz ein paar Bagels, ich trinke meinen rennobligatorischen Becher Kaffee und pünktlich für den ersten Shuttlebus stehen wir um halb 5 am Alii Drive. Bis kurz vor den Pier fährt uns der Bus und wir schlendern an der Finishline vorbei. Das magische Ziel des heutigen Tages! Wir gehen Richtung Tennisplätze hinterm King Kamehameha Hotel, geben unsere Special Needs bags ab, werden gestempelt, der Chip wird erfasst und dann richten wir uns in der Wechselzone ein. Die Räder hatten wir schon am Tag vorher abgegeben, jetzt werden Flaschen deponiert, Reifen aufgepumpt und die Dixies besucht. Und dann warten wir darauf, dass es Zeit wird, die Schwimmanzüge anzuziehen und schauen dabei dem Treiben zu.
Wir zwängen uns in die Anzüge, Kappen auf, in der Zwischenzeit starten die Pros und dann werden wir ins Wasser geschickt. Ich sortiere mich eher links ein und dann warten wir padelnd im Wasser. Endlich der Kanonenschuss und das Rennen geht los. Hatte ich während des Trainings im Wasser immer Angst, dass ich mich von den bunten Viechern im Wasser ablenken lassen könnte, verschwende ich keinen Gedanken an mögliche Ablenkungen und schwimme der Meute hinterher. Nach vorne schauen hilft nicht wegen der Wellen (davon mal ab, dass ich eine grottige Orientierung im Wasser habe), deswegen orientiere ich mich an den Schwimmern neben mir und folge denen. Klappt wunderbar. Dann kommt die Wende und plötzlich geht das Hauen und Treten los. Als wäre der Pazifik nicht ausreichend groß, knubbeln sich plötzlich alle um mich rum, es wird über mich drüber geschwommen und ich verteile einige ordentliche Tritte, um Platz zum Schwimmen zu haben. So geht es fast den gesamten Rückweg. Der Ausstieg kommt näher und dann geht es die Rampe hoch. ich bin platt bei meiner Zeit (kurze Zeit zeigte die Zeitnahme eine Zeit von 1:03 - das wäre natürlich der Hammer gewesen!;-)), laufe zum Schlauch, spüle mir kurz das Gesicht ab, ab zum Beutel und dann ins Wechselzelt - bitte schön nach Männchen und Weibchen getrennt. Tierisches Gewusel ist da, ich arbeite daran, mein am Vortag gekauftes "Bolerojäcken" anzuziehen und laufe zum Rad. Einmal um die WZ rum. Da steht er schon mein Peter! Ich rolle ihn durch die WZ, schon sitze ich drauf und fahre die Schleife durch die Stadt. Der Kurs auf Hawaii ist ja alles andere als technisch. Mehr als viermal bremsen ist nicht nötig (inkl reinrollen in die Wechselzone). Und dann rollte die lange Schlange auf dem Kuakini Highway Richtung Hawi. Alle 7-10 km eine Verpflegung, und die Versorgung mit Getränken wurde zur Routine: Erst alte Wasserflasche in die Lenkerflasche entleeren, wegwerfen, neue Wasserflasche greifen und am Rahmen verstauen, Gatorade greifen und in die Lenkerflasche (das Gatorade ist so kalt, dass man es auf keinen Fall direkt trinken sollte und verdünnt ist es vom Geschmack erträglicher) und dann ein letztes Mal eine Wasserflasche, die auf Armen und Rücken verteilt wurde. Und schon ging es weiter. Der Anstieg nach Hawi ist nicht lustig. Zum Glück kannte ich von einer Trainingsausfahrt die Steigung und den dort möglichen Wind, der gerne von vorne kommt. So schleicht man also dort den Anstieg rauf und flucht...Wendepunkt Hawi - endlich geht es Richtung "Heimat". Der Wind, der vorher von vorne kam, kommt nun von hinten und ermöglicht eine flotte Abfahrt im Auflieger. Zum Glück bleiben die fiesen Fallwinde von der Seite aus. Nach der Abzweigung auf den Highway wird das Radeln zur Geduldsprobe. Der Wind kommt von vorne und ich merke, dass mir die Kraft ausgeht. Deswegen wechsel ich aufs kleine Kettenblatt und kurbel mit 20-25km/h Richtung Kona für die nächsten 40 km. Der Wind nervt einfach fürchterlich, aber das ist auch irgendwie egal. Ab dem Flughafen dreht der Wind leicht, endlich kann ich wieder aufs große Kettenblatt und die Aussicht auf die nahende Wechselzone beflügelt. In der WZ angekommen kann ich kaum laufen - die Einlagen in den Radschuhen waren an diesem Renntag keine große Hilfe. ich eiere Richtung Wechselzelt für die Mädels, nachdem ich mir meinen Beutel gegriffen habe. Dort schmiert mir ein Volunteer die Oberschenkel mit Sonnencreme ein (die sind so heiß, dass ich Spiegeleier drauf braten könnte), bekomme kurz ein kaltes, nasses Handtuch umgelegt und dann bin ich wieder auf dem Weg zum Alii Drive. Es geht rauf und ich merke, dass das Laufen nicht leicht werden wird. Mit 9 min/Meile trotte ich los, versuche aber auch bewusst, das Tempo nicht zu forcieren - was auch kaum mglich gewesen wäre. Bei der ersten Verpflegung kippt mir ein Helfer ordentlich Wasser auf den Rücken, so dass dann die Schuhe nass sind. Nass Füße sind nur bedingt lustig, wenn man noch einen Marathon laufen will...Zum Glück sehe ich bei ca Meile 2 eine aus unserer Reisegruppe, die geht. Ich motiviere sie, mit mir zu laufen und so laufen wir gemeinsam weiter. Dass Vanessa und ich die kommenden 24 Meilen des Marathons gemeinsam laufen würden, war da noch nicht absehbar. Ihre Verdauung macht ein bisschen Ärger und so legen wir regelmäßig Toilettenpausen ein. An den Verpflgungen greifen wir Getränke und Eis ab, so viel es geht. Es ist unglabulich heiß, auch wenn sich der hintere Teil des Alii Drives in Wolken hüllt. Dann kommt endlich der Wendepunkt und allmählich wird das Laufen auch runder. Dann geht es die Palani Road rauf - LAUFEND, das hatte ich dem Alex geschworen! Und dann wieder raus, auf den Highway. Menschenleer ist definitiv anders! Es geht ein leichter Wind und so langsam neigt sich die Sonne Richtung Untergang. Das Spiel mit den Verpflegungsstellen wiederholt sich jede Meile: Wasser, Gatorade, Cola, Eis, Wasser. Ich sehne mich nach den Solarpanelen am Eingang des Energy Labs - irgendwann tauchen sie vor uns auf. Dann geht es runter (Hallo Oberschenkel!), Kurve, Verpflgung und dann...Himmel, ist der Wendepunkt weit weg! Es ist gerade unheimlich anstrengend, aber auch den letzten Wendepunkt des Tages bringen wir hinter uns und dann geht es endlich zurück! Aber die Meilen wollen nicht enden! Mittlerweile werden wir Zeugen eines wunderbaren Sonnenuntergangs und wir traben weiter. Endlich die Ampeln von Kona, dann der Partystand von Hannes und dann geht es die Palani Road runter! Was ein Gefühl, die angebotenen Getränke nicht mehr nehmen zu müssen, weil ich weiß, dass es sie im Ziel wieder geben wird! Vanessa und ich hatten uns darauf geeinigt, dass wir auf dem Alii Drive keinen Spurt einlegen wollten, sondern diese 4-500 m wirklich genießen werden. Und genau das taten wir auch. Ich sage euch: Der Alii Drive ist in dem Moment der schönste Ort der Welt! Wir traben weiter Richtung Ziel, klatschen ab und dann kommt der Zielkanal. Frankfurt ist toll als Zieleinlauf, Alii Drive ist unbeschreiblich! Und dann geht alles ganz schnell: Wir laufen unter dem Zielbogen durch, umarmen uns und dann stürzen sich die Helfer auf uns. Was total toll ist, dass meine Freundin Julia mich in Empfang nimmt und mich in den Finisherbereich führt und sagt, dass Alex da schon ganz ungeduldig auf mich wartet. Sie bringt mich zu Alex, der sich sofort um Essen, trinken und einen Stuhl für mich kümmert. Mit Mühe ziehe ich mir die Schuhe aus - durch das Wasser sind die Füße total aufgeweicht. Aber außer aufgeweichten Füßen und einer Blase dort ist alles in Ordnung, keine zu verlierenden Zehennägel oder ähnliches. Irgendwann trotten wir Richtung Wechselzone, packen unsere Beutel, klemmen die Räder unter die Arme und machen uns auf den Rückweg zum Appartment. Die Idee, zur Finishlineparty zurück zu fahren, lehne ich ab - ich bin die ganze Zeit kurz vorm Einschlafen. Und dann ist der Renntag auch schon vorüber!
Die anschließenden Tage, erst noch auf Big Island und dann ab Montag auf Kauai sind einfach wunderbar und sehr erholsam. Und ich hoffe, dass es nicht mein letztes Rennen dort war!

Nun ist eine lange Saison vorbei. Schön war sie! Und sehr ereignisreich.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei euch Mädelz (und Jungs ) bedanken, die den Blog lebendig gemacht haben. Schön war es mit euch! Und ich werde die gute Zeit auch ein wenig missen. Mal schauen, was im nächsten Jahr dann kommt - der Plan befindet sich gerade in der Ausarbeitung!
Lasst es euch gut gehen und trainiert fleißig!
Alles Liebe
Julia
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