Rad läuft gut, macht echt Spaß. Die Höhenmeter am Anfang eigentlich nicht wirklich merkbar. Von der Schleife zurück aus Hamburg raus, freue ich mich trotz meinem Fitnessrad mit geraden Lenker und aufrechter Haltung über passende Schnitte.
So könnte es weiter gehen. An den Verpflegungsstellen nehme ich immer ein Maurten Gel und trinke zwischendurch etwas Sponseriso. Alles wie im Training auch.
Die Kopfsteinpflasterstelle, an der Laura Philipp letztes Jahr ihre Radflasche verlor überstehe ich ebenso wie immer wieder kleinere Schlaglöcher oder Holperstellen. Andere Abschnitte sind dafür bestens ausgestattet.
Ungefähr am Deichanfang werde ich von Jan Frodeno und anderen schnellen Sportlern überholt. Problemlos. Etwas später folgt noch eine sehr flotte Gruppe, die mich fast ausnahmlos extrem knapp überholen. Ein winziger Schlenker und es hätte geknallt. Solche Überholmanöver kenne ich sonst eher von manchen Staffelradlern in Roth. Fast allen anderen überholen mit genügend Abstand.
Irgendwann, ich kann jetzt nicht mehr sagen, ob es kurz davor oder danach war, fährt ein Motorradfahrer mir auf meiner Fahrbahn entgegen. Dies war nur kurz und ich empfand es, da ich ja eh ganz rechts fahre, jetzt für mich nicht wirklich gefährlich, aber ich wunderte mich schon.
Striktes Verbot für uns Sportler die Mittellinie zu überqueren und die wesentlich schnelleren Motorradfahrer machen dies trotzdem?
Nicht allzuviel später sehe ich eine abgesperrte Unfallstelle, über der ein Hubschrauber kreist. Im ersten Moment denke ich an die knapp überholende Gruppe. Ein Posten weist uns, auf den Damm hochzuklettern, dort das Fahrrad weiter zu schieben. Ich vermeide es die Unfallstelle näher zu betrachten. Neugier finde ich in solchen Fällen nicht angebracht, aber dass dies so dramatisch ausgegangen ist, erfahre ich erst nach dem Rennen. Bis dahin ging ich eher von einem, auch in Roth oder Limmer immer wieder passierten Unfall aus.
Mein Beileid und gute Besserung für die Verletzten.
Aber soviel auch zu meinen falschen Denken, dass die Radstrecke in Hamburg relativ sicher wäre.
Die Gedanken an den Unfall und was wäre wenn, werde ich während dem ganzen Rennen nicht los. Ansonsten läuft es super bis zur Wende. Dann kommen die bis dahin unsichtbaren Hamburger Berge doch zum Vorschein. Mein Schnitt sinkt deutlich. Aufrecht im Gegenwind. Auf dem Rückweg werden wir abermals umgeleitet, diesmal über Dörfer. Überraschend schnell weitgehend gesichert.
Zurück in der City kommt die einzige technische Stelle. Die Abfahrt den Klosterwall runter und eine 180 Grad Rechtskurve. Gerade rechts für mich leider so nicht fahrbar, weil ich mit dem rechten Bein mein Gleichgewicht austariere, aber mit dem rechten Pedal unten es dann halt nicht klappt. Ich achte darauf, dass ich keinen Hintermann gefährde, halte dann links ausgeklickt am Ende der Kurve, drehe etwas das Rad und fahre weiter. Peinlich, aber darüber stehe ich.
Runde zwei wird schon deutlich anstrengender. Ich muss mich immer öfter aufrichten, um meinen Magen Entlastung zu geben. Trotzdem bleibe ich mit ausreichend Abstand über dem Besenwagenschnitt. Es wird einsamer, aber bei den Rückenwindpassagen kann ich sogar immer wieder einmal überholen. Jetzt sind nur noch die "Nur das Finish-zählt-Sportler" unterwegs
Nach rund 180 km und 6.41 Stunden rolle ich wieder in die Wechselzone. Auf die geplanten 7 Std. etwas Zeit gut gemacht.
Weiter?