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Triathlon Trainingslager Südbaden
Keine Flugreise
Deutschlands wärmste Gegend
Kilometer sammeln vor den Wettkämpfen
Traumhafte Trainingsstrecken
Training auf dem eigenen Rad
25.05.-02.06.2024
EUR 390,-
triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Lionel Sanders - Lionel wer?
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Alt 21.08.2021, 08:30   #2236
Hafu
 
Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von marse Beitrag anzeigen
...

- Lionel schwitzt 2 - 2,5 Liter pro Stunde
- er misst jede Gewichtsveränderung, nach jedem Training, nach jedem Rennen
- er wusste bis vor Cda nur, dass er 100 - 110 Gramm KH/h bräuchte
- für CdA hat er sich Gatorade Endurance mit 110 Gramm angemischt - seine Mischung hätte wohl eine 10 prozentigen Lösung ergeben (er meint nun, es sei zu dickflüssig gewesen)
- ansonsten wusste er nichts, jetzt würde er aber den Mechanismus aus KH (Fuel sagt er), Diffusion/Osmose und Salz verstehen
- wegen seines Fehlers hat er kein Wasser zum Verdünnen getrunken, weil er grundsätzlich auch nie durstig sei
- schon auf dem Rad hat er gemerkt, dass er ständig muss (wegen der Osmose/Diffusion; das betont er sehr oft in dem Podcast - er referiert halt sehr gern) und wenn ich es richtig verstanden habe, hätte er auf dem Rad wohl auch ständig gepinkelt
- er hat also nur KH-Gatorade getrunken, kein Wasser, kein Salz
- auf dem Rad hat er sich sehr gut gefühlt und mit seiner sehr charmanten offenen Art beschreibt er unbekümmert, dass sein Plan war, CdA als lockeren Trainingswettkampf anzugehen, um danach mit dem KQ-Slot mental gestärkt ins Allgäu zu kommen.
- so sei er an einem Hügel mit 320 Watt locker Sam davongefahren, obwohl er das gar nicht beabsichtigt hatte
- Laufen ging auch gut los, nach ein paar km hat er allerdings bemerkt, wie es ihm komplett den Stecker zieht
- seine Frau hätte sich sehr große Sorgen gemacht
- im weiteren Verlauf des Podcasts erzählt er übrigens noch, dass sich seine Frau sehr große Sorgen um ihn macht, weil er bei Wettkämpfen immer sehr viel Gewicht verliert - er selbst sagt, es seien bis zu 10%
- aus CdA hat er gelernt, dass
- er jetzt den Mechanismus KH-Wasser-Salz versteht (hat er vorher nicht gewusst)
- dass er jetzt immer seine Speisen extra salzt
- dass er extra Salz zu sich nimmt, um absichtlich durstig zu werden
- Hawaii 2017 hätte er wohl nur Unmengen Gatorade Iso (keine extra KH) getrunken (stimmt das?) weshalb es es nun besser machen wollte und sich extra 110g-Dickflüssigpampe angerührt hat
....
Es ist alles in allem ein wunderbarer Podcast - mit dem gewohnt oberflächlichen Matt Lieto - der aufgrund Sanders Offenheit sehr hörenswert ist. Wenn man die Basics zum Thema Ernährung noch nicht kennt, hört man ihm gern beim Referieren zu.
Ich habe den Podcast auch verfolgt, aber irgendwann weggehört, weil das Ganze für mich eher Autosuggestion statt offener selbstkritischer Reflexion war. Sanders war vor zwei Jahren schonmal extra für mehrere Wochen in Kona zusammen mit Ernährungsexperten von Gatorade und hat dort umfangreiche Schweißanalysen durchgeführt. Wenn er dann 2 Jahre später in CdA immer noch im Dunkeln tappt, wieviel Natrium und wieviel KH er auf einer Langdistanz zu sich nehmen soll, wird es unglaubwürdig.
Er sucht halt nach dem einfachen, leicht abstellbaren Fehler, der den Erfolg auf der Langdistanz verhindert, statt sich mit komplizierteren Ursachen in seinem Stoffwechsel, seiner im Kern zu intensitätsbetonten Trainingsphilosophie beziehungsweise sogar nicht abstellbaren Problemen in seiner Talentstruktur zu beschäftigen.
Außerdem war die Tempogestaltung des eigenen Rennens in CdA Bullshit. Nachdem er auf dem Rad den Anschluss an Sam Long verloren hatte (was ja alleine schon ein deutliches Zeichen war, dass er einen suboptimalen Tag und/oder Stoffwechselprobleme hatte), war es so ziemlich das Dümmste, was man als Triathlet (auch als Amateur) machen kann, auf den ersten 10km eines Hitzemarathons "All-In" zu gehen und mit den nach dem Radfahren verbliebenen Kraftreserven das entstandene Loch auf Sam Long zu schließen. Sowas endet, egal wieviel Natrium oder Wasser oder Kohlenhydrate man trinkt, eigentlich stets in einem Fiasko.
Jedem guten Langdistanztriathleten passieren mal bei einem Rennen Ernährungsfehler,, aber dass dann gleich ein ganzes Rennen komplett den Bach runtergeht und das Rennen zum Wandertag wird und man nicht nur 10 bis 15 Minuten langsamer als geplant das Ziel erreicht, sieht man (außerhalb von Hawaii, wo viele eine hochriskante Renngestaltung der Konkurrenz wegen wählen) heutzutage sehr selten.

Zitat:
Zitat von marse Beitrag anzeigen
...Problematisch (auch für mich als Fan) ist, wenn man über die Jahre gelernt hat, dass Sanders "alles weiß" aber ständig die gleichen Fehler macht. Aber hey, was steht mir zu, das zu beurteilen? Vielleicht hatte er einfach nur einen schlechten Tag, kann wegen seiner Schweißflussrate bei Hitze nicht besser und wer brennt schon bei moderaten Bedingungen wenigen Wochen später eine 7:43 in den Asphalt?
...
Die Leistung im Allgäu würde ich nicht zu hoch hängen. Mit 20min Abstand auf die Siegerzeit erreicht man bei keinem regulären Profi-Wettkampf mit 20 oder 30 Startern mehr ein Podium und die Zeit selbst war bedingt durch die schnellsten denkbaren Wettkampfstrecken mit abartig kurzen Wechselzonen von unter 100m, in denen man bei jedem regulären Wettkampf in der Summe stets mehrere Minuten liegen lässt, maximal schnelles Profil der Rad- und Laufstrecke ohne Höhenmeter und erforderliche Bremsphasen, Verpflegungsaufnahme aus mitfahrenden Begleitfahrzeugen, beschönigender Streckenmessung, perfekter Navigation auf der komplett ausgeleinten Schwimmstrecke usw.
Die letzten 15 Laufkilometer von Sanders waren auch im Allgäu recht übel und er war kurz davor stehen zu bleiben. Bei etwas höheren Außentemperaturen hätte auch dieser Bewerb in einem Wandertag geendet.

Nichtsdestoweniger hat Sanders trotz aller Kritik, die ich oben einfließen hab lassen, immer noch einen hohen Unterhaltungswert und natürlich werde ich auch das Rennen in Kopenhagen morgen verfolgen und dabei ein besonderes Augenmerk auf sein Abschneiden legen.
Mittlerweile ist Sanders für mich fast mehr Influencer als ernst zu nehmender Triathlonprofi. Er ist hochprofessionell darin, sich als Marke zu verkaufen, aber dabei bleibt seine sportliche Entwicklung auf der Strecke und mutmaßlich bleibt er dabei auch deutlich unter seinen Möglichkeiten, zumindest was die Resultate auf der Langdistanz anbelangt.

Geändert von Hafu (21.08.2021 um 08:42 Uhr).
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