gemeinsam zwiften | youtube | forum heute
4 Radtage Südbaden
4 Radtage Südbaden
Keine Flugreise
Deutschlands wärmste Gegend
Kilometer sammeln vor den Wettkämpfen
Traumhafte Trainingsstrecken
Training auf dem eigenen Rad
09.-12.05.2024
EUR 199,-
triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Challenge MS, für das Gefühl des "Ich kann noch"
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 14.06.2022, 10:35   #3196
FMMT
Szenekenner
 
Benutzerbild von FMMT
 
Registriert seit: 28.12.2007
Ort: Odenwald/Neckar
Beiträge: 9.046
Oberschenkel zu, Waden belastbar. Das Ergebnis der Mittelfußposition? Jedenfalls fängt es relativ, natürlich nur relativ, ordentlich an. Ich halte mich trotzdem bewusst zurück. Geplant sind Schnitte unter 7.00 min/km, dann könnte ich, falls ich es durchhalten sollte, sogar meine 2019er Zeit verbessern.
Der erste Hammer kommt bei km 3. Nicht nur meine Hammerfrau , sondern auch der erste herbe Tiefschlag. Ich kann aufgrund des Säure- und Völlegefühls weder essen noch trinken. Nicht meine bisher getrunkene Pampe, noch Wasser. Mein Körper wehrt sich sofort und droht mit Lahmlegen meines Kreislaufs
Ich bin voll frustriert. Ein neues echt doofes Phänomen der letzten Jahre, obwohl ich früher mit ähnlicher Ernährungs- und Pacingstrategie unterwegs war. Ich habe keine Ahnung, wo es herkommt. Nicht einmal meiner üblichen Verdächigen, der MS, kann ich die Verantwortung zuschieben.

Ohne Energie und 39 km to go, wird es megaherb. DNF?
Ja. Nein? Ja! Ich kann mich nicht entscheiden. Mitten auf der Strecke wäre es eh doof, also trabe ich weiter. Das was ich immer mache, wenn mir nichts einfällt.

Die ewig langen Geraden um die Herrenhäuser Gärten frustrieren. Ich muss geduldig bleiben. Langsam, aber weiter. Erste Runde geschafft.
Essen, trinken, nein. Nur kühlen funktioniert. Ich treffe Herzblatt zweimal pro Runde, warne, dass es dauern oder eben schnell vorbei sein könnte.
Runde 1,5. Ich breche ein, gehe, erhalte das zweite Bändchen, schnaufe jetzt bewusst stark, greife auf meine bewährten Notfalltechniken zurück, summe Lieder, schnaufe stark. Der Wille erwacht, ich trabe wieder, mache Zeit auf den Besenwagen gut.

Km 22. Ich trabe und trabe. Plötzlich ein Schmerz, ein Rumpeln, ein Nachtreten, weiteres Schmerz.

Ich blicke um. Ein Jugendlicher ist mit seinem Fahrrad ungebremst von hinten auf mich gefahren und hatte dann auch noch das Pedal vor Schreck durchgetreten.
Ich blute an Schienbein und Unterarm, habe Prellungen und eine Mordswut Gar nicht mal so arg auf den Jungen, mehr auf die Umstände. Wer oder was will mich noch am Finish hindern? Ich habe fertig, aber auch einen Adrenalinstoß, der hilft. Ich schimpfe mehrmals kurz vor mir her, trabe aber weiter. Dem Jungen ist gar nichts passiert. Seine Mutter entschuldigt sich noch.

Lange Gerade. Mein Stairway to hell. Platt, platt, platt. Jegliche Versuche Energie aufzunehmen scheitern kläglich.
Ich versuche an einer einsamen Waldstelle zu Klappt aber auch nicht.
50 m weiter eine Verpflegungsstelle. Ich werde freundlich gefragt, ob ich Hilfe benötige, bekomme Wasser zum Kühlen und Mund ausspülen. Dabei trinke ich immer ganz winzige Schlückchen. Mehr geht nicht.
Das wird meine letzte Langdistanz. So macht es keinen Sinn mehr. DNF. Ist mir sowas von egal. Ich mag nicht mehr.
Doch wenn es das letzte Rennen sein soll, möchte ich so abtreten? Mit einer Niederlage? Bezwungen, nicht selbstbestimmt?
Das passt mir allerdings auch nicht. Ich greife in die allerletzte Trickkiste. Schaffe es gerade so noch auf ein freie Bank, bevor sie von zwei jungen Mädchen belegt wird, lege die Füße hoch, strecke die Arme in die Luft, lasse das Blut in wichtigere Organe zurückfließen, fasse neuen Mut.
Nein, heute und so möchte ich nicht aufhören. Und wenn es wegen dem Unfall aus Trotz ist. 15 km noch. Wie soll ich es packen? Suche Lösungen. Gemeinsam!
Ja, so könnte es klappen. Ich stehe wieder auf, hole mein drittes Bändchen, werde angefeuert, bedanke mich. Treffe Herzblatt, bekomme eine Flasche Sprudel gereicht, mache mit ihr aus, dass wir die letzten 8 km gemeinsam wandern. Sind ja heute öffentlich zugängliche Wege.
Ich treffe Wutzel, der sich Richtung Ziel bewegt, gratuliere und freue mich für ihn. Werde aber auch selbst aufgemuntert.
Letzte Runde. Einsam, aber Herzblatt freut sich, dass wir gemeinsam unterwegs sind. Wenige Teilnehmer. Wir feuern uns an, motivieren, bedanken uns bei den Helfern*innen, die so lange ausharren. Jetzt beginne ich an ein Finish zu glauben,
Es dauert, aber nach 14.36 Stunden finishe ich, Herzblatt an meiner Seite. Ein Traum .
DNF, aber nur mit meiner eigenen Version (Darf Neu Feiern)
__________________
Meine Sehnsüchte:
Glückliche Familie , Freude am Sport und immer Sonne im Herzen
Challenge MS, für das Gefühl des "Ich kann noch"

Das Leben ist zu kurz für Beinschlagtraining

Geändert von FMMT (14.06.2022 um 12:22 Uhr).
FMMT ist offline   Mit Zitat antworten