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Alt 27.01.2022, 16:45   #2765
anna.runner
Szenekenner
 
Registriert seit: 17.09.2011
Ort: Österreich
Beiträge: 204
Zitat:
Zitat von svmechow Beitrag anzeigen

Oh nein. Das tut mir leid für Dich. Was für ein abfuck.
Nun bin ich nur Frauenärztin und finde es selber immer doof, wenn fachfremde überall ihren Senf dazu geben, aber das folgende kann ich mir grad nicht verkneifen: bist Du denn ausreichend mit Schmerzmitteln versorgt? Gerade bei akute. Schmerzen im muskuloskelettalen Bereich bringt eine vernünftige Analgesie häufig eben nicht nur kurzfristige Linderung für die Dauer der Medikamenten-Einnahme, sondern sorgt für nachhaltige Verbesserung der Situation durch Unterbrechung des Kreislaufs aus Schmerz-Anspannung-mehr Schmerz-mehr Anspannung usw. Gerade Rückenschmerzen führen zu unphysiologischen Schonhaltungen, die erneut Eine Zunahme weiterer Schmerzen nach sich ziehen kann.
Daher wäre der Ansatz zB 600 mg Ibuprofen alle sechs Stunden plus morgens 20 mg Pantoprazol ein Versuch, den ich nicht auslassen würde (andere Schmerzmittel gehen auch, das ist nur eine Idee). Du vergibst Dir auch nichts, wenn Du das versuchst; Du kannst ja immer noch diagnostisch und befundabhängig auch therapeutisch eskalieren.
Lediglich gilt es ein paar absolute Warnzeichen zu berücksichtigen, welche Dich sofort (auch morgens um vier) in eine Klinik mit Abteilungen für Neurochirurgie führen sollten (oder auch Orthopädie, wenn die mit der Wirbelsäule Erfahrung haben). Einschießende, wie elektrische Schläge wirkende Schmerzen der unteren Extremität, Sensibilitäts- oder Funktionsstörungen der Genital- oder Analregion wie Harnverhalt oder auch unwillkürlicher Harn- oder Stuhlabgang. Bei Kribbelphänomenen und/oder Kraftverminderung in einem der Beine sollte auch ein entsprechender Fachmensch aufgesucht werden, dann reicht allerdings auch nach dem Frühstück.
Das mit der Bildgebung ist immer so eine Sache: meistens findet sich jenseits der 20er Jahre irgendein Ausdruck von Verschleiß oder Degeneration an der Wirbelsäule und nicht selten findet sich auch beim asymptomatischen irgendwo eine Protrusion der Bandscheibe. Da isses dann extrem wichtig, dass die Lokalisation der Auffälligkeit auch sicher mit dem Beschwerdemuster korreliert.
Ich würde mich ja fast grundsätzlich dafür aussprechen, dass die Op- Indikation niemals von dem/derjenigen gestellt werden sollte, der/die den Eingriff durchführt. Wir operieren alle schrecklich gerne, das gibt uns das gute Gefühl, schnell was effektiv tun zu können.
Naja ich hoffe das war nicht too much.
Alles gute für Dich, halte durch.

Au weia. Wie gesagt. Ich bin nur Gynäkologin. Aber: ja. Klassisch für den Wirkmechanismus von Ibuprofen und Co (die sogenannten NSAR) ist, dass nervale Schmerzen davon völlig unberührt sind.
Bei nervalen Schmerzen greifen wir gerne auf Medikamente aus der Wirkstoffgruppe der Antikonvulsiva (das sind Medis gegen epileptische Anfälle) zurück. Tatsächlich werden gelegentlich auch Antidepressiva verordnet, welche zum einen eine analgetische Wirkung haben und zum anderen auch Distanz zum Schmerzgeschehen ermöglichen. Das alles gehört aber DRINGEND in die Hand eines*r hierfür speziell ausgebildeten Spezialist*in. Ich sag immer: Schuster bleib bei Deinen Leisten. Ich möchte auch nicht, dass ein Hals-Nasen-Ohrenarzt halbschlaue Sachen zum Thema Präeklampsie in der 28. Schwangerschaftswoche raushaut
Vielleicht kann ich als Neurochirurgin noch etwas ergänzen, obwohl du das wichtigste schon zusammengefasst hast :

Prinzipiell verläuft die Schmerztherapie bei durch einen Bandscheibenvorfall bedingten Rückenschmerzen mit Schmerzausstrahlung in ein Bein (auf medizinisch Lumboischialgie) nach dem WHO Stufenschema:
Stufe 1 NSAR (zB Diclofenac, Ibuprofen, etc.)
Stufe 2 schwach wirksame Opiodie (zB Tramal, etc.)
Stufe 3 stark wirksame Opiode (zB Hydal, etc.)
+ggf. schmerzmodulierende Medikation (Antikonvulsiva, Antidepressiva)

Zusätzlich empfehlen sich Physiotherapie und physikalische Therapiemaßnahmen.

Eine UMGEHENDE neurochirurgische Vorstellung muss bei Lähmungen, Stuhl-/Harnentleerungsstörungen (Inkontinez, Harnsperre, etc.) erfolgen und/oder bei einem Taubheitsgefühl im Genitalbereich (ABSOLUTE OP-Indikationen)

Eine relative OP-Indikation besteht bei konservativ therapieresistenten Schmerzen über 6-8 Wochen.

Generell müssen nur 15% der PatientInnen mit symptomatischem Bandscheibenvorfall operiert werden, bei 85% werden die Beschwerden durch konservative Behandlungsmaßnahmen besser.

An unserer Klinik ist es übrigens so, dass der/diejenige, der/die die OP-Indikation stellt im Allgemeinen auch operiert. Ich finde es sinnvoll den/die PatientIn vom Erstgespräch bis zur Entlassung und ggf. Nachkontrolle zu begleiten.
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Per aspera ad astra.
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