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Zitat von trithos
(...) die Antwort, der Priester hat Dich belogen, ist der Kommunikationssituation nicht angemessen. Selbst wenn man dieser Meinung ist, verfehlt diese Antwort die Kommunikationsebene, auf der das Beichterlebnis erzählt wurde. Beichterlebnis=Selbstoffenbarung. Priester hat gelogen=Sachinhalt.
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Hallo trithos, Du schreibst, man müsse die Sachebene trennen von der Selbst-Offenbarung; und weiter, dass man auf jener Ebene antworten müsse, die vom Vorredner benutzt worden war.
Das verstehe ich. Aber die Selbst-Offenbarung darf dadurch nicht zu einem Totschlagargument werden, dem niemand mehr sachlich widersprechen darf. Das Ziel ist die sachliche Debatte, und Selbst-Offenbarungen sind nur insofern gefragt, als sie der sachlichen Debatte einen Impuls geben — und nicht, um diese zu umgehen oder zu beenden.
Es gibt ein berühmtes
Youtube-Video, bei dem Richard Dawkins sich sehr geduldig die Geschichte eines Kreationisten anhört, der von Gänsehaut und elektrischen Empfindungen während eines Gebets erzählt. Natürlich kann man erstmal anerkennen, dass der Kreationist diese Gefühle
hatte. Aber dann kommt man nicht umhin, auf die Sachebene zurückzukehren. Dawkins antwortet sehr sanft, dass Wissenschaftler generell nicht beeindruckt sind von persönlichen Anekdoten, die niemand nachprüfen kann. Danach sagt er, dass zwischen diesen Gefühlen und der behaupteten göttlichen Herkunft kein Zusammenhang besteht. Die Gefühle, selbst wenn sie korrekt berichtet wurden, beweisen überhaupt nichts.
Nach meiner Meinung ist es richtig, so vorzugehen, zumindest in Debatten.
Man kann eine Debatte nicht damit „gewinnen“, indem man darauf hinweist, dass man heute Geburtstag hat, oder dass der geliebte Großvater felsenfest von dieser Sache überzeugt war.