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Zitat von soloagua
Danke Matthias, Du schaffst es immer wieder....
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Challenge Ironman 70.3 Jagsttal
Start war gestern kurz nach 7 Uhr im 50m Becken des Solefreibad Bad Friedrichshall. Außentemperatur frostige 11 Grad. Innerlich erwärmt, mein erster Triathlon 2020. Bis auf eine Ausnahme kein Schwimmtraining die letzten 7 Monate, egal.
Das nächste Mal ziehe ich einen Neo an, es war saukalt. Ich war zum ersten Mal in dem Bad und musste mich erst orientieren. Wo sind die Umkleiden, das WC? Passendes Geld (2 statt 1 Euro) für einen Spind hatte ich auch nicht. Ich vertraute darauf, dass um diese Uhrzeit nur Sportverrückte im Bad sind.
Das Schwimmen verlief gut, relativ
. 3 Mann auf einer 50m Bahn. Überholen war kein Problem. Dummerweise merkte ich meine zu häufigen nächtlichen Verkrampfungen im rechten Oberarm oder es ist schon eine altersbedingte Athrose oder mein Trainingszustand. Viel länger hätte ich nicht schwimmen wollen.
Nach 42 Minuten steige ich in Führung liegend aus dem Becken, zittere auf dem langen Weg zu den Umkleiden wie Espenlaub, trockne mich ab, ziehe eine warme kurzärmelige Radjacke mit Ärmlingen an. Am Auto baue ich mein Fitnessrad mit den 42 mm Reifen zusammen und starte.
Gleich zu Beginn klappert es wie verrückt. Nicht das Rad, vor lauter Kälte meine Zähne
Die 90 km verlaufen auf dem Jagsttalradweg zum Kloster Schöntal und retour. Aufrecht im herben Gegenwind, nach neuer Sichtweise bin ich jetzt letzter. In Personalunion als einziger Teilnehmer, Veranstalter, Betreuer, Helfer, Schiedsrichter, irgendwie auch Zuschauer ist alles etwas anders
. Langsam wird mir wärmer. Zurück endlich Rückenwind, dann netto ein 29er Schnitt, 3.44 Std. brutto, perfekt für mich und die Strecke.
Laufen war heuer leider auch selten möglich. Jetzt wird es spannend. Nicht nur orthopädisch sondern ich kann auch lediglich 0,25L Iso und 3 Gels auf die 21,1 km Wendepunktlaufstrecke nach Herbolzheim mitnehmen.
Risiko eines Einbruchs und Wandertags sind sehr realistisch. Andererseits will ich unter 7 Stunden bleiben. Dies wird eh nur klappen, wenn ich es durchziehen kann.
Bei KM 13 verliere ich die Kontrolle. Iso aufgebraucht, ich müsste einbrechen und langsamer werden, meint mein Kopf. Nein, sagt der Rest und beschleunigt sogar.
Am Horizont die Türmer-Silhouette der Stauferstadt Bad Wimpfen, Sonne wärmt, Luft reinigt. Ich kann nicht anders, ich muss frei laufen, einfach laufen. Bin wieder einmal gefangen im Moment, richte mich auf, denke positiv. Heute ist mein Tag.
Statt den heißblütig anfeuerenden Zuschauern, immer wieder eine teilnahmslose Schafsherde am Wegesrand, statt Einhörner und Frank Horras als stimmgewaltiger Motivator huschen 2 Eichhörnchen über den Weg. Und doch, die Erinnerungen helfen, ich träume von einem Zieleinlauf in Roth, einer Medaille von Felix Walchshoefer, dem Treffen mit liebgewonnenen Freunden. Ich passiere nach 2.09 Std. Laufen und insgesamt 6.52 Std. einsam die imaginäre Ziellinie. Trotz Ampeln, Schiebe-und Tragepassagen, Radaufbau, Selbstversorgung und vielem Anderem im Zeitlimit eines wirklichen 70.3
. Das Leben ist nicht immer ein Wunschkonzert. Doch die Chancen, die man bekommt, sollte man nutzen. Heute war ein phantastischer Tag. See you in Roth 2021.