Womit Reinwand schon Recht hat ist, dass häufig mit zweierlei Maß gemessen wird. Ein Sportler, die im Inland trainieren oder dort mit einem Trainer zusammenarbeiten, der selbst ein Dopingvergangenheit hat, werden nicht annähernd so kritisch betrachtet wie Klosterhalfen.
Bei „unserer“ Weitspringerin wird in der Presse sogar ohne jede Kritik fabuliert, ob und wann sie die Rekorde von Heike Drechsler oder sogar den Weltrekord brechen kann. Andere Sportler können jahrelang mit einem dopingbelasteten Trainer zusammenarbeiten und Topleistungen erbringen ohne dass diese annähernd so kritisch betrachtet werden. Es reicht, wenn sie sich „glaubhaft“ gegen Doping positionieren.
Nur eine Läuferin, die im Inland offenbar keine brauchbare Trainingsstrukturen finden konnte, wird so heftig angegangen. Ist natürlich einfacher, auf die ausländischen Strukturen zu verweisen als die eigenen Strukturen anzuschauen und aufzuräumen. Vor allem, wenn man sieht, wieviele Trainer und Funktionäre nicht unbelastet sind, auch in den Positionen, die das zu entscheiden hätten. Man sägt ja nicht am Ast, auf dem man sitzt... In einem Fall ist es eine einzelne Sportlerin, im anderen Fall ein gesamtes System...
Insofern ist die Aussage, dass der Leistungssport zumindest in einigen Bereichen erstmal tot wäre, vermutlich nicht so falsch. Einfach weil komplette Trainingsstrukturen inklusive dem Wissen (ich meine nicht das Dopingwissen, sondern das Trainingswissen) mit einem Schlag weg wären und neu aufgebaut werden müssten.
Trotzdem sollte das kein Grund sein, nicht aufzuräumen und Leistungen kritisch zu betrachten. Nur dann bitte fur alle den gleichem Maßstab ansetzen. Und falls dann mal aufgeräumt wird, müssten „wir“ uns dann eben vermutlich erstmal auf medaillenärmere Zeiten einstellen.
M.
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