gemeinsam zwiften | youtube | forum heute
Bestzeit!
Triathlon Coaching
Individueller Trainingsplan vom persönlichen Coach
Wissenschaftliches Training
Doppeltes Radtraining: Straße und Rolle mit separaten Programmen
Persönlich: Regelmäßige Skype-Termine
Mehr erfahren: Jetzt unverbindlichen Skype-Talk buchen!
triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Putin und die Ukraine
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 01.07.2022, 19:44   #7017
Klugschnacker
Arne Dyck
triathlon-szene
Coach
 
Benutzerbild von Klugschnacker
 
Registriert seit: 16.09.2006
Ort: Freiburg
Beiträge: 22.935
Zitat:
Zitat von LidlRacer Beitrag anzeigen
Es geht um das Überleben der Ukraine(r), die unschuldig abgeschlachtet werden. Natürlich sind/wären da bessere Waffen auf ihrer Seite ein Fortschritt.
Ich bin da weniger entschieden als Du. Falls von den besseren Waffen so viele geliefert werden, dass ein militärischer Sieg über die Ukraine möglich und wahrscheinlich ist, würde ich mich Deiner Meinung wahrscheinlich anschließen.

Ich halte das aber derzeit für wenig realistisches Wunschdenken und Idealismus. Jedoch fällt es mir sehr schwer, das ansatzweise zu beurteilen. Die Waffen aus dem Westen kommen nach und nach in der Ukraine an, sofern sie nicht vorher von den russischen Kräften zerstört werden. Das tröpfchenweise Eintreffen der westlichen Waffen führt nach meinem Verständnis zu keinem Zeitpunkt zu einem echten Übergewicht gegenüber den russischen Streitkräften, die derzeit bei der Artillerie um das Zwanzigfache überlegen sein sollen. Um Gebiete zurückzuerobern, müssten die Ukrainer jedoch dreimal so stark sein wie die Russen. Das wird extrem schwer, zumal auch die Ukrainer starke Verluste hinnehmen müssen.

Falls diese Überlegungen zutreffen oder zumindest wahrscheinlicher sind als ihr Gegenteil, sind weitere Waffenlieferungen möglicherweise einfach der nächste Schritt in der Eskalationsspirale dieses Krieges: Die Ukraine legt eine Schippe drauf und die Russen ebenso. Was heute bereits schlimm ist, wird morgen noch schlimmer.

Mit zunehmender Dauer des Krieges kommen auch die begleitenden Schäden mehr Gewicht. Etwa eine drohende Nahrungsmittelkrise in der dritten Welt bis hin zu einer Hungersnot in den armen Ländern. In manchen Publikationen wird bereits von Millionen Menschen gesprochen, für die ein Risiko zu bestehen scheint, durch diesen Krieg an Hunger zu sterben – zusätzlich zu den üblichen (sorry) Hungertoten. Das sind Größenordnungen, die ich nicht einfach als in Kauf zu nehmende Nebenwirkungen unseres gerechten Kampfes für Demokratie und nationale Selbstbestimmung akzeptieren kann. Diese Menschenleben zählen auch.

Ich bin daher unsicher, ob man mit den Waffenlieferungen das Gute will und das Schlechte erreicht.

Ich verstehe keko, wenn er sich darüber entsetzt, wenn unsere Nachrichtensprecher mit leuchtenden Augen vortragen, was unsere Panzer alles wegpusten können (ich übertreibe etwas). Lieber würde man mehr darüber hören, wie unsere Politiker und Diplomaten alle Register ziehen, um einen Waffenstillstand zu erreichen. Joe Biden und die Europäer müssen die Chinesen und Inder einbinden. Einfach schulterzuckend zu sagen, "haben wir versucht, hat nicht geklappt", reicht meiner Meinung nach nicht aus.

Mir ist klar, dass es hierzu eine große Kontroverse gibt. Viele sind anderer Meinung als ich. Ich verstehe nichts von Militär, nichts von Weltwirtschaft und wenig von der hegemonialen Politik der Russen, Chinesen und Amerikaner. Darüberhinaus sind meine Informationen über das aktuelle Geschehen unzureichend. Dasselbe gilt für Euch, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen. Es ist daher schwer, sich ein Urteil zu bilden. Mein vorläufiges Urteil ist zwangsläufig unsicher. Dasselbe denke ich über Eure Urteile. Sie können zutreffen oder auch nicht. Wir können nicht mehr tun als unsere Sichtweisen untereinander auszutauschen und unsere Argumente zu erläutern. Für echten Streit fehlen uns allen die Gewissheiten. Deshalb sollten wir respektvoll mit anderen Meinungen umgehen.
Klugschnacker ist gerade online