O.k., möchte ich stellvertretend gern machen.
Vorweg, ich halte dieses Forum u.a. in Dopingsachen für ein führendes Portal. Zahlreiche Beiträge zeugen von erstaunlicher Szenekenntnis und überdurchschnittlichen Recherchefähigkeiten... Aber der kritische Umgang mit Doping in der eigenen Sportart Triathlon, ist bei einigen nicht besonders ausgeprägt, was man aber auch verstehen kann, ist ja die eigene Sportart...
Zu den Fakten: Fasst man die existierenden Schätzungen zusammen, ist davon auszugehen, dass das professionelle EPO-Doping in Ausdauersportarten durchschnittlich eine Leistungssteigerung von ca. 10 % zur Folge hat. Bei ca. 8 Stunden Wettkampfdauer würde dies eine Zeitverbesserung von ca. 48 Minuten ausmachen. Nehmen wir den IM Hawaii. Dort gab es wohl erstmals im Jahre 2004 einen Dopingtest auf EPO. Nicht einmal Hämatokritwertbestimmungen gab es im Triathlon in der Zeit davor. Salopp formuliert: Triathlon kann man kann bis dahin als "Dopersparadies" ansehen. Selbst Exesse wie sie von Bjarne Riis (Mister 60-Prozent) überliefert sind, waren im Triathlon wohl noch bis zum Jahre 2004 unsanktioniert möglich. Der bis 2011 schnellste Langdistanzler Luc van Lierde war zu seiner besten Zeit Mitglied im Mapei-Team
https://de.wikipedia.org/wiki/Mapei_%28Radsportteam%29
In diesem Team wurde nachweislich flächendeckend systematisch gedopt (u.a. mit EPO). Es erscheint vor diesen Hintergrund sehr unwahrscheinlich, dass L. van Lierde, der der beste LD-Triathlet war, nicht dopte, obwohl noch weniger u. schlechter gestest wurde als im Radsport. L. van Lierde hatte zu seiner besten Zeit aber durchaus konkurrenzfähige Gegner (z.B. L. Leder, T. Hellriegel, J. Zäck, P. Ried, T. DeBoom, G. Welch). Diese Athleten lagen keineswegs 48 min o. auch nur 30 min hinter ihm... Es geht im absoluten Spitzenbereich auch im Triathlon um viel Geld. Wenn dann mangels Tests nicht einmal ansatzweise die Gefahr besteht, erwischt zu werden, halte ich es für naiv zu glauben, dass der Triathlon in der Spitze sauberer als der Radsport war. Aussagen von Szenekennern, die einen "tieferen" Einblick haben (z.B. Kurt Denk), bestätigen dies auch.