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Maiengruss an den Redakteur / Ringelnatz
Maiengruss an den Redakteur.
Fruehlingszartes Wohlbehagen
Schwellt erfrorne Poesie.
Maiberauscht im Speisewagen
Ballt sich etwas wie Genie.
Weil Berlin voraus in Sicht ist,
Und die Sonne mich bestrahlt.
Und je laenger ein Gedicht ist,
Desto besser wird's bezahlt.
Darum: Hundertzweiundneunzig
Tausend und fuenfhundertzwei
Oder noch mehr Leute freun sich.
Denn der Winter ist vorbei.
Elf Millionen zweimal hundert
Tausend siebenhundertzehn
Menschen sind etwas verwundert,
Weil kein Maikaefer zu sehn.
Sechs Billionen zwoelf Milliarden -
Schaetzungsweise - fragen sich:
Wo steckt Maximilian Harden.
Nun, verflucht, was kuemmert's mich.
Vier Trillionen neun Billionen
Zirka siebenhundertelf
Milliarden fuenf Millionen
Achtzehntausend hundertzwoelf - -
Und ich koennte das erweitern
Bis in die Unendlichkeit,
Doch ein Dichter tritt den heitern
Fruehlingszarten Mai nicht breit.
Sondern trinkt, sich selbst beschraenkend, Maienbowle, Maienkraut, Seines Redakteurs gedenkend, Dem er voll und ganz vertraut.
Kleiner Nachschlag:
Es gibt ja Leute, die sagen, unsere Politiker,
das sind alles Verbrecher.
Das ist natuerlich Unsinn.
Das wirklich organisierte Verbrechen arbeitet auf hoeherem Niveau.
Da werden Menschen auch mal zur Verantwortung gezogen.
Matthias Beltz, Gut und Boese
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Das Leben ist ein Zeichnen ohne die Korrekturmöglichkeiten des Radiergummis.
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