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Karlsfeld…OD…herrlich! Ein Stinklangweiliger Kurs, Wendepunktstrecke auf einer Bundesstraße, öde Laufstrecke über ein Feld und zurück……ich liebe dieses Rennen! Es markiert den Ort meines ersten "Freiwasser Triathlons". Zudem ist er quasi gleich ums Eck. Der Karlsfelder Triathlon ist außerdem der einzige Wettkampf den ich bisher jedes Jahr absolviert habe, daher nutze ich ihn gerne um den eigenen Fortschritt zu überprüfen. Und die Organisation ist einfach nur top! Balsam für die Seele nach der miserablen Orga des Dreiländergiros.
Hier wollte ich zeigen was geht, also mental schon eine Woche zuvor wieder auf mein neulich erst sehr erfolgreiches Motto "Kotzen oder Ohnmacht" eingestellt. Zusätzliche Motivationsspritze kam von zwei Radsportfreunden (unter anderem Lizenz Fahrer), die auch mitmachten.
Als ich an diesem morgen im Juli aufstand wusste ich: Das wird mein Tag! Ich fühlte mich bestens! Und nichtmal der starke Wind konnte mich aus der guten Laune bringen. Locker einchecken, noch ein Vereinsgruppenbild schießen und los kanns gehen.
Der Schwimmstart lief wie üblich unspektakulär. Meine Routine im Schwimmen fand ich mittlerweile sofort. Und so stieg ich nach nicht großartig überraschenden 25:27 Minuten aus dem Wasser. Der Wechsel verlief reibungslos. Die Räder meiner Radsport Kontrahenten waren natürlich noch da. Also gings raus auf die Radstrecke, zwei Runden, Wendepunktstrecke auf einer windanfälligen Bundesstraße. Und da war sie wieder, die Kampfeslaune, der Druck auf den Pedalen und der Spaß am hämmern. Die beiden Radsportler sah ich dann auch….der Vorsprung muss reichen. Und das tat er auch. Ich holte alles aus meinen Beinen raus und wurde belohnt. Nach 1:14 Std und somit um über 7 Minuten schneller als im Vorjahr erreichte ich die zweite Wechselzone. Hoffentlich würden die Beine noch für den lauf halten. Das taten sie auch, und wie sogar. Mit den Gedanken an den Stadttriathlon versuchte ich die Zähne zusammen zubeißen und das hohe Tempo durchzuhalten. das gelang mir so gut, dass ich das unmögliche beinahe erreicht hätte. Mit dem 4. Platz der AK knapp am Altersklassentreppchen vorbei lief ich nach 2:25 Std über die Ziellinie und unterbot auch hier meine Vorjahresleistung um fast 12 Minuten.
An diesem Tag lief wirklich alles wie am Schnürrchen. Ich fühlte mich fast bereit für den großen Tag. Fast….wäre da nicht diese beiden Ernährungspannen bei der MD im vergangenen Jahr und dem Dreiländergiro dieses Jahr. Also musste ein Plan her wann ich was zu mir genommen haben will. Um ihn mir immer wieder vor Augen führen zu können klebte ich ihn auf mein Oberrohr.
In Zell am See ließ ich mich treiben in der Ironman Atmosphäre und mitreißen von der M-Dot Marketing Maschinerie. Total überteuert die Rennen, aber das war an diesem Wochenende egal. Die Nervosität war sehr gut vertreten in meinem Körper.
Sonntag früh fühlte ich mich eigentlich noch fit. Aber es regnete…und die tiefen Wolken in den Bergen verhießen nichts gutes.
7:10 Uhr, Startschuß für die zweite Startgruppe. Hier war ich dabei. Das Schwimmen lief in einer noch routinierteren Art und Weise ab, als es normalerweise der Fall war. Der See war ungemütlich und trüb, der Wellengang deutlich stärker als in den sonst so kleinen Gewässern. Nach 31 Minuten hatte ich es geschafft. Die Zeit etwas besser als erwartet. Der Wechsel lief ab als wäre es mein erster gewesen. Ewigkeiten habe ich im Wechselzelt rumgeeiert bis ich endlich zum Rad los lief.
Der Radpart lief wie geölt im wahrsten Sinne des Wortes. Bei strömenden Regen peitschte ich meinen Bock über die Strecke. Sehr schnell war sie. Ich fühlte mich großartig. Der Regen machte die Strecke jedoch teilweise sehr gefährlich, Schlaglöcher waren unter dem auf der Straße stehenden Wasser nicht mehr erkennbar. Mit einem Schnitt über 38 km/h und nach 2:21 Std verließ ich die 90km lange Radstrecke. Eine geniale Zeit für mich! Aber dafür sollte ich noch schwer bezahlen müssen.
Einen Halbmarathon von 1:35 peilte ich an. Lief sehr zügig los und fühlte mich großartig. Bewusst habe ich auf eine sehr offensive Ernährungsstrategie geachtet, damit mir der selbe Fehler nicht zum dritten mal widerfährt. Ich war guter Dinge bis bei Kilometer 8 meine Oberschenkel abartig Brennen anfingen. Meine Beine schmerzten von einem auf den anderen Kilometer. Es gab Stellen an denen ich nach unten sah weil ich das Gefühl hatte meine Beine würden sich nicht mehr von dem Boden abheben. Dann war der Ofen aus, ich blieb stehen. Unfassbar schockiert starrte ich sturr nach vorne. Ich bin stehen geblieben, welche Farce! Aber meine Beine wollten nicht mehr, zu sehr schmerzte es. Da wurde mir bewusst, dass ich trotz meiner eigentlich bereits zweiten MD, zum ersten mal die Erfahrung wahrer Schmerzen machte. Denn letztes Jahr geriet ich derart in Unterversorgung dass ich erst gar nicht an meine körperlichen/muskulären Grenzen gehen konnte. In Zell am See war es jedoch so. In einem Mix aus laufen und gehen schleppte ich mich von Verpflegungsstelle zu Verpflegungsstelle. Erst die letzten 2 Kilometer schaffte ich meinen Kopf zu überzeugen dass es gehen muss. In einer beschämenden Zeit von 1:55 Std quälte ich mich über die Ziellinie.
Der Blick nach oben auf die Uhr…5:01:31….."Geschieht dir Recht, die 5 Stunden verpasst". Nur was war denn nun das Problem gewesen. Ich wusste es nicht. War ich mental an diesem Tag einfach nicht stark genug? Ging mir der Dauerregen derart auf den Sack? Nein, zuhause als ich die Ergebnislisten durchsah fand ich die Antwort. Ich verglich die Zeiten auf dem Rad. Aus meinem Verein startete auch ein Profi-Triathlet im Pro-Feld, ein sehr starker Radfahrer. 10 Minuten war er lediglich schneller als ich. Im vergleich zu anderen Wettkämpfen erschien mir das sehr wenig. Mittlerweile bin ich mir sicher, mich nach aller Kunst auf dem Rad abgeschossen zu haben…..
Letztendlich konnte ich mich dennoch über das Finish freuen, auch wenn diese Freude getrübt wurde, da ich mein gesamtes Wettkampfoutfit inkl Brille, Trisuit, Pulsuhr etc verlor….Materielle Dinge…kann man ersetzen…..der Stolz bleibt…
Beim München Marathon im Oktober nahm ich mir dann vor endlich die 10 km unter 39 Minuten zu laufen. Leider zog ich mir bereits kurz vor Zell am See eine Oberschenkel Verhärtung zu. Selbst Schuld wenn man sich noch nie gedehnt hat…
Lehrjahre sind keine Herrenjahre….und gelernt habe ich mal wieder viel vergangene Saison…
Eins ist sicher, die Motivation ist zurück, der Kampfgeist da. Die Geschichten aus KlaFu von Arbeitskollegen machen mich schon jetzt nervös. Ich freu mich bereits heute dort am Start zu stehen, am 30. Juni, am Ufer des Wörthersees!
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Rule 72 // Legs speak louder than words.
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