Naja, was heisst übel?
Übel iss nur das Ambiente, in dems passiert ist und der ganze Rattenschwanz, dens hinter sich herzieht.
Heute endlose Telefonate mit Versicherung, Werkstatt, Gutachter.
Was hätte ich in Rumänien oder Afrika gemacht?
Geräuschkapsel ab, Restöl abgelassen, alles entfettet und mit Kaltmetall geflickt.
Aber hat man das auf deutschen Autobahnen und mit dem üblichen, hier vorherrschenden Zeitdruck versehen, dabei? No way, und das iss doch der Punkt.
Unter solchen Bedingungen hab ich die besten Streiche meines Lebens gespielt.
Der letzte Bus krankte regelmässig daran, dasser immer mal wieder ansatzlos ausging und dann meist nimmer an.
Keine Ahnung, wie oft mich der ADAC irgendwohin geschleppt hat, ich inner Werkstatt Kohle abgedrückt hab und im ungünstigsten fall keine 50km weit kam.
Irgendwann hatte ich die Schnauze gestrichen voll und hab das Ding aufm Standstreifen, wo´s nu mal stand, so weit zerlegt, bis ich genau DEN Fehler gefunden hab, den ich immer vermutet hatte: Wackelkontakt im Kabel zum Magnetabschaltventil.
Irgendwo auf ner rumänischen Hochebene (für Ortskundige könnte ich anfügen, dasses das Plateau vom Muntele Mic war) hat mal einer seine Rallye-KTM ('ready to race' schreiben die in ihrer Werbung, aber nach dem an sich harmlosen Ausrutscher war das Ding erst so richtig fertig) verteilt wie n Flieger nachm Absturz.
Das Ding hats förmlich zerfetzt und wir sassen da oben mit geborstenem Tank und warteten, dass der Kleber trocknet und wir weiterkonnten, weil ein Gewitter aufzog und wir keine Böcke hatten lebende Blitzableiter zu spielen.
Ok, n paar Teile haben wir im Plastiksackerl weitergetragen, aber die Möhre war nach der OP rechtzeitig wieder fahrbar.
In, ääh, muss Tunesien gewesen sein, ging nem Kumpel die Husqvarna aus.
Inner Werkstatt hättense sich nen Ast gesucht und das Ding wahrscheinlich nachm erfolglosen Austausch von Elektronikbauteilen fürn paar Tausender in die Presse geschoben.
Wir haben mangels Alternative zum Zwecke des Überlebens, weil Benzin in der Ecke knapp war und kaum gereicht hätte, jemanden (schon gar nicht alleine) loszuschicken, um nen Pickup zu organisieren, das Polrad mit Montiereisen abgehebelt (bitte nicht nachmachen, da sind ne handvoll Taschenspielertricks ausm Repertoire des kleinen Mechanikusses zum Einsatz gelangt), um notfalls die defekte Spule neu zu wickeln, haben aber festgestellt, dass der Magnetring, der ins Polrad geklebt war, sich gelöst hatte.
Gut oder schlecht?
Keine Ahnung, die Wahrscheinlichkeit, das Ding aber richtig wieder reinzupappen lag bei 11:1, denn einer der nicht gekennzeichneten Magnetsegmente musste den Zündzeitpunkt auslösen.
Selbstredend haben wir den nicht getroffen, aber beim Prüfen, ob der Kleber schon ausgehärtet war, stellte ich fest, dass eines der Segmente weniger magnetisch zu sein schien als die anderen.
Nu mussten wir nur noch die Keilfeder weglassen, das Polrad passend verdreht auf den Kurbelwellenstumpf bauen und nach zwo- oder dreimal Motor abstellen, wenn sichs wieder verdreht hatte (die fetten Pötte bleiben mitunter recht abrupt stehen, das Polrad dreht sich aber dank Trägheitskraft weiter, bzw. verdreht sich halt mangels Fixierung auf der Welle), den Lichtmaschinendeckel wieder abbauen, das Ding richtig einstellen und schon gings wieder weiter.
Zwo Tage später kurz vor der nächsten Stadt verreckte der Hobel dann endgültig mit zerhacktem Pleuellager, was durchaus n Kolateralschaden gewesen sein könnte, aber die Tour war gerettet, zumal wir die Kiste nach Djerba schaffen konnten und dort nen Leihwagen kriegten, der fortan unser aller Gepäck transportieren konnte.
Warum ich das alles schreibe bzw. gerade jetzt schreibe?
Nu ja, ich bin im Kopf schon in meinem neuen/alten Leben angekommen und dabei, eines meiner Wüstenschiffe wieder fertig fürn TÜV zu machen.
Und während ich dann den Luftfilterkasten voller Mäusekacke vorfinde oder den sabbernden Benzinhahn reinige, geht einem halt so das ein oder andere durchn Kopp...
