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Zitat von Klugschnacker
Es ist aber kein freier Markt. Es gibt kaum jemanden, der ernsthaft behauptet, er sei frei.
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Jetzt wird es philosophisch. Frei heißt für mich, seine Entscheidung auf Grund eigener Einschätzung zu treffen unter einer Anzahl unterschiedlicher Möglichkeiten. Daß Randbedingungen die unterschiedlichen Möglichkeiten auch unterschiedlich bewerten lassen, schränkt die Freiheit der Wahl doch nicht ein.
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Zitat von Klugschnacker
Anderes Beispiel: Bis vor kurzem gab es bei Autos überhaupt nur Verbrenner, von einigen Gas-Fahrzeugen abgesehen, die keine Rolle spielen. Argumente gegen Verbrenner gibt es seit Jahrzehnten, doch es gab für den Kunden keine Alternativen. Es war kein freier Markt, der den Kunden eine Wahl geboten hätte. Die daraus entstehende vollständige Dominanz von Verbrennungsmotoren spiegelt nicht die Bedürfnisse der Käufer wider, sondern die Anbietersituation.
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Mit Verlaub, das ist Unsinn. Freier Markt heißt, unter den real verfügbaren Waren und Lösungen frei entscheiden zu können, bzw. alles, was auch da ist, anbieten zu können. Die Bedürfnisse von Autofahrern (flexible Mobilität und Transportmöglichkeit) wurden doch weitgehend erfüllt. Oder hast Du Dich als Triathlet auch jahrelang unfrei gefühlt, weil es noch keine DI2 und keine Scheibenbremsen am TT gab? Die Anbietersituation spiegelt den Zusammenspiel von Kundenbedürfnissen, technisch Machbarem und wirtschaftlich Lohnenswertem wider - das ist freier Markt.
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Zitat von Klugschnacker
Der Markt ist außerdem nicht frei: Die Lieferanten fossiler Brennstoffe machen pro Jahr global 1.000 Milliarden Dollar Gewinn, werden aber global mit 1.200 Milliarden Dollar subventioniert. Das ist kein freier Markt, auf dem sich die Anbieter alternativer Technologien fair entfalten könnten. Und so weiter.
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Interessante Rechnung. Wenn es so wäre, wäre die ganze fossile Wirtschaft schon immer ein Verlustgeschäft, und nur dank staatlicher Subvention überlebensfähig. Das glaubst Du wohl selber nicht ganz. Das gilt sichern noch für BEV, und anfangs z.B. für Photovoltaik. Abgesehen davon, Subventionen sind ein (oft stark verzerrender) Eingriff in den freien Markt, aber allein noch keine Abschaffung desselben.
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Zitat von Klugschnacker
Du hast es immer noch nicht verstanden. Wenn es ein freier Markt wäre, wozu gibt es dann Lobbyisten und Lobbygruppen aus der Wirtschaft, die möglichst viel Einfluss auf die Politik ausüben wollen?
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Eben weil der Markt frei ist, können alle ihre Interessen mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln einbringen. Das ergibt auch immer Verzerrungen, ohne das Prinzip völlig auszuhebeln, solange alle die Möglichkeit haben, Einfluß zu nehmen. Wollen nicht die Klimaschützer ihre Interessen ebenso in die Politik einbringen? ist doch am Ende auch nur eine weitere Lobbygruppe.
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Zitat von Klugschnacker
Du sagst, die Konsumenten seien keine Idioten, die zentral vom Staat an die Hand genommen werden wollen. Wie alle außer Dir wissen, nimmt der Staat aber die Konsumenten an die Hand, indem er Märkte nicht sich selbst überlässt, sondern sie reguliert.
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Das geht auch öfters nach hinten los (s. PV-Förderung, die am Ende allein chinesischen Firmen geholfen hat). Regulierung kann manchmal nötig sein, aber die Dosis macht es - je weniger, desto besser auf lange Sicht für alle Beteiligten.
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Zitat von Klugschnacker
Märkte werden aber nicht nur durch den Staat beeinflusst, also durch gewählte Vertreter des Volkes. Sondern in wesentlichen Teilen durch Personen und Akteure, die nicht gewählt werden.
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Z.B. die Europäische Kommission. Tatsächlich liegt in solchen Einflüssen auch ein großes Problempotential, da ihr Einfluß die jeder Lobbygruppe weit übersteigt.