Heute hat das Kabinett einen Gesetzesentwurf für schärfere Regelungen für Abschiebungen beschlossen. Ich habe den Entwurf noch nicht gelesen. Er scheint mir nur Anlass zu sein, mal an einem Einzelfall darauf einzugehen, was "Abschieben" für die Betroffenen bedeutet.
Eine ehemalige Studienkollegin von mir arbeitete als Psychotherapeutin mit traumatisierten Flüchtlingen (wie ich z.T. auch). Sie hat in der Zeitschrift für kritische Psychologie die Anwesenheit an einer Abschiebung einer seelisch erkrankten türkisch-kurdischen Mutter mit 3 Kindern in Hamburg, die bei ihr in Behandlung war, als subjektiven Erfahrungsbericht dokumentiert und publiziert.
Sabine v. d. Lühe: Begegnung mit deutscher Geschichte in der Gegen-
wart – Protokoll einer Abschiebung
Zitat:
Zusammenfassung
Das Protokoll einer Abschiebung wurde verfasst, nachdem nach einer fast achtmonatigen Psychotherapie die Klientin, eine Kurdin, mitten aus einer laufenden Behandlung heraus zusammen mit ihren drei Töchtern in die Türkei abgeschoben wurde. Die Machtlosigkeit, diesen Prozess aufzuhalten, wirft Fragen auf, denen die Autorin auf dem Wege der Selbsterfahrung nachzugehen versucht. Es ist ein Grenzgang zwischen ihrer Rolle als Helferin in einem System, in dem sie sich aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit auf der Täterseite wiederfindet, sich aber als Psychotherapeutin und aufgrund eigener Lebenserfahrungen mit der Seite der Opfer identifiziert.
|