70% aller weltweiten CO2-Emissionen werden von nur 100 Firmen verursacht. Dort müssen wir ansetzen. Nicht beim einzelnen Verbraucher.
Ich kenne solche Debatten bereits von der unsäglichen Massentierhaltung. Diese barbarischen Zustände gibt es nicht, weil die Verbraucher sie gerne hätten. Sondern weil die Politik sie zulässt. Dadurch ergibt sich ein wirtschaftlicher Handlungszwang zu immer effizienteren – auf deutsch: grausameren – Haltungsbedingungen.
Es ist ein Trick der Politik und der Agrar-Lobby, das Problem auf den einzelnen Verbraucher abzuwälzen, nach dem Motto: "Der Kunde soll an der Fleischtheke und am Milchregal selbst entscheiden", aber gleichzeitig alle politischen Bestrebungen hin zu humaneren Haltungsformen zu torpedieren. Wer’s nicht glaubt: Ein bayerischer Schweinemastbetrieb bekommt im Durchschnitt alle 47 Jahre Besuch vom Amtsarzt oder der Amstärztin. Bundesweit alle 17 Jahre (
Quelle). In einem solchen System ist derjenige Bauer, der seine Tiere ordentlich behandelt, der Dumme.
Abgewälzt wird diese komplexe Problematik auf die einzelnen Verbraucher. Die Verantwortung liegt aber beim Staat. Er allein hat die Macht, etwas zu ändern.
In gleicher Weise wird die Klimapolitik auf den einzelnen Bürger abgewälzt. Sie liegt aber in der Verantwortung des Staates.
Dass beispielsweise im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen 98 Windräder aufgestellt wurden und in Bayern 14, wird nicht von den einzelnen Bürger:innen entschieden. Nebenbei: Nordrhein-Westfalen erreicht damit gerade mal 40% des Ausbauziels, dass dieses Bundesland den eigenen Bürgern versprochen hat. Über Bayern braucht man diesbezüglich gar nicht reden. Es genügt, wenn man sich anhört, wie Ministerpräsident Söder bei Markus Lanz versucht, Bayern als einen Spitzenreiter in Sachen Klimapolitik darzustellen und die Bürgerinnen und Bürger zu verarschen (
Youtube).
Die Lösung liegt nicht beim Einzelnen, sondern in der Politik. Die Bevölkerung muss so viel Druck aufbauen, dass sich in den politischen Entscheidungen etwas bewegt. Es hilft nicht, wenn wir uns als Bürgerinnen und Bürger gegenseitig Druck machen – etwa, wer wohin in den Urlaub fährt und wie oft. Der Druck muss gegenüber der Politik aufgebaut werden. Sonst geht es einfach so weiter wie bisher.