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Wir sitzen im Hotelzimmer, Blick auf das Meer. Der Sturm baut sich auf. Die Palmen biegen sich, Tisch und Stühle fliegen über die Terrasse und durch den Garten. Über die Straße fließt ein kleiner Bach. Was nicht befestigt ist, fliegt waagrecht. Obwohl der Sturm seinen Höhepunkt wohl noch nicht erreicht hat, muss man zugeben, dass ein Rennen heute nicht möglich war. Die Absage war richtig.
Der Versuch der Veranstalter, Helferinnen und Helfer, das Rennen über die Langdistanz einen Tag später durchzuziehen, ist aus meiner Sicht große Klasse! Ich bewundere die Flexibilität der ganzen Organisation und drücke gerne ein Auge zu, wenn es an anderer Stelle mal etwas durcheinander geht.
Gestern Nachmittag lagen die Nerven von uns Langstrecklern und Langstrecklerinnen ganz schön blank. Alle waren nervös, freudig aufgekratzt oder gereizt. Wir hatten uns mental auf ein wirklich hartes Rennen eingestellt. Wir Ihr alle wisst, baut man da viel mentale Spannung auf. Die Kanone ist geladen, die Zündschnur glimmt. Auf einmal macht die Nachricht von der Rennabsage die Runde. Dann doch nicht – Verschiebung um einen Tag. Jedenfalls vielleicht. Oder was jetzt? Volle Distanz? Nur halbe Radstrecke? Gerüchte, realistische Spekulationen und echter Bullshit rauschen im Viertelstundentakt an einem vorbei. Das zerrt an den Nerven.
Heute ist jetzt zum zweiten Mal Vorwettkampftag. Anspannung aufbauen und halten, aber nicht austicken. Draußen rüttelt der Sturm an den Scheiben. Ich sehe von Fenster aus, wie Laub und Zweige zunehmend die Straße bedecken. Die Wellen am Strand türmen sich zwei Meter hoch. So surreal wie uns gestern, bei allerschönstem Wetter, die Rennabsage schein, so gespenstisch scheint heute der Gedanke an ein Langdistanz-Rennen am morgigen Tage.
Zum Glück waren wir heute morgen vor dem Frühstück, noch vor dem nahendem Sturm, etwas Schwimmen im Meer. Bewegung hilft, mit der Anspannung umzugehen.
Wie es jetzt weiter geht, erfahren wir wohl heute Abend. Wird dann heute noch in die Wechselzone eingecheckt? Oder erst am Sonntag? Wir werden sehen. Wir liegen in den Hotelzimmern auf den Betten und warten.
Grüße nach Hause!
Arne
P.S.: Hier stürzen gerade die ersten Bäume um – mitten im Ort. Wie es auf freiem Felde zugeht, kann man sich ungefähr ausmalen.
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