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Alt 31.05.2022, 21:49   #124
Foxi
Szenekenner
 
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Registriert seit: 24.02.2009
Ort: Somewhere below the rainbow
Beiträge: 1.814
Der Fuchs ist auch wieder da - und er darf nicht feiern. So nennt FMMT es, wenn ein DNF ansteht, und ich hab mir mein erstes nach 15 Jahren Triathlon abgeholt.

Tragen wir dazu mal das Subjektive und das Objektive aus meiner 4. Ingolstadt-Teilnahme zusammen.

Subjektiv:
Ich war auf 13 Grad und wechselhaftes Wetter mit evtl. Schauern eingestellt. Das kann ich, meine Leistungsfähigkeit machte mir mehr Sorgen als so ein Wetter.
Auf dem Weg zum Einschecken um 9 Uhr begann es zu tröpfeln, zehn Minuten später zu gießen, dann zu schütten. Tolle Aussichten bis zum Start um 10:40 Uhr!
Die Wechselklamotten waren ebenso wie die eigene Kleidung rasch komplett durchweicht, in der Box sammelte sich das Wasser.

Schwimmen: kein Problem, Wasser ggü. der Luft angenehm warm, nach 3 Jahren Pause aber rasch am Ende des Feldes angekommen. Irgendwann kamen die ersten der nächsten Gruppe aufgeschwommen - egal, durchhalten, das wird heute noch hart genug!
Der Wechsel missrät vollends, alles ist nass, feucht, klamm. Eine Regenjacke hatte ich natürlich nicht dabei. Aber im Einteiler muss es auch gehen - es ist nicht mein erster Regentriathlon. Ist ja nur olympisch!

Radfahren: Am Beginn der Radstrecke noch viele Zurufe: "Fahrt langsam, es gab schon allerlei Stürze!" Ich fahre behutsam los, es wird nicht besser. Nur kälter. Und der Wind nimmt spürbar zu. Teils von der Seite, oft aber frontal von vorn. Ich freue mich schon auf den Rückweg. In Dünzlau spüre ich meine Hände und Füße gar nicht mehr. In Mühlhausen nehme ich etwas Gas raus, um nicht wegzurutschen. Kurz vor Pettenhofen trocknet die Straße etwas ab, ich gebe wieder Gas; in der Aeroposition spüre ich aber nichts außer Nässe, Wind und Eiseskälte. In der Ortsdurchfahrt ist eine kleine Fahrbahnunebenheit. Das reicht, um mich minimal aus der Spur zu bringen. Ich kriege das Rad nicht mehr unter Kontrolle, touchiere mit dem Vorderrad den rechten Bürgersteig und fliege ab...

Nach gefühlt drei Minuten, in denen in mich mühsam aufgerappelt habe, komme zwei Sanis der örtlichen Feuerwehr gelaufen, checken die Lage und verbinden die ersten meiner zahlreichen Wunden. Vor allem der Rücken scheint was abbekommen zu haben. Laden mich ins nahe Feuerwehrhaus ein; ich stapfe mit dorthin. Überlege kurz, ob ich nicht weitermachen will, aber erstens ist es sowieso zu spät (hab fremde Hilfe angenommen), zweitens wäre das wohl extrem unvernünftig. Oben im ersten Stock, direkt über dem Fahrzeug- und Geräteschuppen, ist es warm, urgemütlich und ein riesengroßer Tisch ist gedeckt. Ich bekomme von den Feuerwehrleute Tee, Kaffee, Kuchen, Semmeln, Riegel usw. angeboten. Vor allem aber jede Menge warme Decken. Ich bin nicht allein - ein anderer Athlet der MD musste kältebedingt aufgeben und taucht unter einem Deckenstapel auf. "Wo sind wir hier eigentlich?" will ich wissen. "In Pettenhofen", höre ich. Den Ortsnamen werde ich so schnbell nicht vergessen. Ein Riesenlob an die dortige Feuerwehr mit ihrem ganzen Team !!!!

Nach ca 15 min kommt ein Arzt vorbei, checkt mich einmal von Kopf bis Fuß durch, verbindet weitere Schürfwunden. Und meldet sich bei der Orga: "#1907 musste nach Sturz aufgeben. Multiple Schürfungen, Prellungen". Ich bin wirklich raus.
Offen ist noch: Wie kommen wir jetzt wieder zurück? Die Feuerwehrleute berichten:
Es habe hier und in den Nachbarorten schon über 30 Abbrecher durch den Temperatursturz gegeben. Der Veranstalter schien damit völlig überfordert zu sein - darum könne er sich jetzt nicht kümmern. Sie seien eigentlich nur mit dem Absperren beauftragt - dass jetzt sowas draus würde, sei schon sehr erstaunlich.
Jedenfalls sind wir zwei heilfroh, dass uns nach ca. einer Stunde einer der Feuerwehrleute - selbst Triathlet - mit seinem Bus (mit Fahrradträger und unseren beiden Rädern) sicher bis in ungefähre Nähe des Verstaltungsbereichs fährt. Den letzten Kilometer können wir dann noch selbst rollen. Der Regen hat aufgehört. Und beim Auschecken kann ich meine Klamotten und mich in der Sonne trocknen.
Und ich sehe doch viele Athleten mit Finisher-Medaille, sehe aber auch etliche Athleten in Goldfolie gewickelt, zitternd am ganzen Körper.

Und ich höre Berichte von z.T. schweren Stürzen, von Notarzteinsätzen. Selbst der Rettungshubschrauber sei zum Einsatz gekommen.
Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass ich trotz aller Schmerzen noch recht gut davon gekommen bin.

Nachdem mein Hausarzt auf Nummer sicher gehen wollte, schickte er mich heute in die Unfallklinik, wo ich gründlich untersucht und neu verbunden wurde. Das Wichtigste: Keine Brüche, schwere Prellungen an Becken und WS. Keine freie Flüssigkeit.

Ob nun das Fuchsfell oder das Ego mehr abgeschürft sind, vermag ich nicht zu sagen. Beides schmerzt.
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"Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern. Er hat die Kraft, zu inspirieren. Er hat die Kraft, Menschen zu vereinen, wie es sonst nur weniges kann. Sport kann Hoffnung erwecken, wo vorher nur Verzweiflung war." (Nelson Mandela)

Geändert von Foxi (01.06.2022 um 00:22 Uhr).
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