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Zitat von Drop
Vielleicht weil der Prozess der Demokratisierung und die Modernisierung in der Ukraine noch überschaubar war und man ihn noch nicht für gefährlich hielt. Ab 2020 begannen dann die Proteste gegen das Regime in Belarus. Es wurde Zeit zum Handeln?
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Entscheidend waren meiner Meinung nach die NATO-Osterweiterung und die Ablehnung der USA, dieses Anliegen mit Russlands zu verhandeln. In den letzten vier Jahren hat die Ukraine massiv aufgerüstet und dabei den Wehretat verdoppelt. Diese beiden Entwicklungen haben maßgeblich den Termin des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges mitbestimmt. Das soll selbstverständlich keine Rechtfertigung sein, sondern nur eine mögliche Erklärung.
Dass Putin Angst vor den Demokratiebestrebungen in der Ukraine gehabt haben soll, halte ich für eine Sichtweise des Westens, für die ich keine Belege oder Anhaltspunkte sehe. Putin nimmt die Demokratien Europas als schwach wahr. Die Ukraine war/ist keine Demokratie in dem Sinne, wie wir uns das hier vorstellen. Der Demokratie-Index liegt bei 50%, der Korruptions-Index bei 70%. Bezüglich der Demokratie gilt die Ukraine als "hybrides Regime":
Hybride Regime sind Staaten mit regelmäßigen Wahlbetrügereien, die verhindern, dass sie faire und freie Demokratien sind. Diese Staaten haben gewöhnlich Regierungen, die Druck auf politische Opposition ausüben, nicht unabhängige Justizbehörden, weit verbreitete Korruption, Belästigung und Druck auf die Medien, anämische Rechtsstaatlichkeit und […] eine unterentwickelten politischen Kultur auf niedrigem Niveau der Beteiligung an der Politik und Fragen der Funktionsweise der Regierungsführung. (Wikipedia)
Laut Wikipedia sind 14% der Länder der Welt vollständige Demokratien. In ihnen leben 8% der Weltbevölkerung. Hingegen sind 34% der Länder Autokratien; in ihnen leben 36% der Weltbevölkerung. Die Demokratien sind weltweit leicht auf dem Rückzug, die Autokratien leicht auf dem Vormarsch (
Quelle). Ich halte es für unwahrscheinlich, hier einen Kriegsgrund zu sehen.