Zitat:
Zitat von JENS-KLEVE
In der Ukraine wird es aber keine befreienden Retter geben.
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Das sehe ich wie Du. Es wird niemand kommen und die russischen Soldaten raushauen. Das heißt aber nicht, dass sie für immer bleiben werden. Früher oder später werden sie wieder gehen. Was auch sonst?
Gesellschaftliche Entwicklungen werden weitergehen. Sofern die Bürgerinnen und Bürger der Ukraine Demokratie, wirtschaftlichen Wohlstand, politische Mitbestimmung usw. wollen, wird die ukrainische Gesellschaft sich in diese Richtung entwickeln. Der Kreml kann diese Entwicklung für die Ukraine auf Dauer nicht verhindern. Ich spreche hier von einem zeitlichen Horizont von vielleicht 10-30 Jahren.
Das halte ich auch dann für wahrscheinlich, wenn nach dieser Zeit alle ukrainischen Bürger einen russischen Pass haben. Oder die Menschen der Ostukraine und der Krim. Putin und seine Leute werden nicht ewig leben. 44 Millionen Ukrainer haben gegenüber 110 Millionen Russen westlich des Urals auf Dauer einen erheblichen gesellschaftlichen Einfluss. Russland wird sich verändern.
Mit anderen Worten: Wenn die Ukrainerinnen und Ukrainer in zwei Jahren eine Demokratie sein wollen, müssen sie jetzt kämpfen bis zur letzten Patrone – mit ungewissem Ausgang, zehntausenden Toten und völlig zerstörter Infrastruktur in den großen Städten. Wenn sie in 20 Jahren eine Demokratie sein wollen, gibt es einen zweiten Weg, der mir nachdenkenswert erscheint. Ich finde, wenn man vielleicht zehntausende Menschen retten kann, sollte man das nicht einfach so abtun.
Neben diesen beiden extremen Optionen, also sofortige Kapitulation oder Kämpfen bis zum letzten Mann, gibt es noch etliche Kompromisse. Sie werden in Friedensverhandlungen festgelegt. Beispielsweise, dass ein Teil der ukrainischen Gebiete an Russland geht etc. Aus meiner Sicht stellen solche Kompromisse die wahrscheinlichste Lösung dar. Trotzdem habe ich sie weggelassen, um meinen Gedanken übersichtlicher formulieren zu können.