Zitat:
Zitat von Bockwuchst
... ist es doch auch kein erstrebenswertes Ziel, noch mehr Menschen im Krankenhaus behandeln zu können. Das Ziel muss sein, die Leute vor Erkrankung zu schützen.
|
Den ersten Satz meinst du sicher nicht so, wie es klingt, oder? (Dann wäre es kein Grund, über die relativ hohe Zahl von Intensivbetten in Deutschland froh zu sein). Selbstverständlich ist beides nötig:
Zitat:
Zitat von Mo77
Es sollte kein Entweder-Oder sein. Mehr ein sowohl - als auch.
|
Zitat:
Zitat von Bockwuchst
Wir kommen kurzfristig nicht um eine regelmäßige Impfung herum.
|
Also ich verstehe unter regelmäßig etwas langfristiges. Wir müssen davon ausgehen, daß, ähnlich wie bei der Grippeimpfung regelmäßige neue Versionen nötig sind, um ausreichend zu schützen. Das wird nie mit dem 3. oder 4. Booster langfristig erledigt sein. Nur: Grippeimpfungen wurden bisher einmal im Jahr an einen überschaubaren Bevölkerunganteil vergeben. Die ganze Bevölkerung im 9 oder gar 6-Monatsrhythmus durchzuimpfen (was wohl dem Wieler'schen Abo-Modell entspricht) legt einen großen Teil der ambulanten Gesundheitsversorgung (vulgo Hausärzte) lahm (viele haben schon jetzt um 1/3 weniger Sprechstunde wegen der Impftermine), was stark auf Kosten der sonstigen Gesundheitversorgung geht. Leben mit Corona langfristig muß mehr sein, als Impfen und Masken.
Ich finde, daß die neue Regierung zusätzlich zu den natürlich akut nötigen Maßnahmen endlich eine Langfriststrategie vorstellen sollte, wie das Gesundheitswesen ertüchtigt werden soll; nur auf aktuelle Entwicklungen mit der nächsten Impfkampagne zu reagieren ist auf Dauer zu wenig. Neben dem Aufbau der Pflege (nicht nur mehr Geld, sondern bessere Arbeitsbedingungen, Entlastung z.B. durch Hilfskräfte für "einfache" Tätigkeiten, weniger Bürokratie, u.a.m.) gehört für mich auch eine massive Förderung der Forschung für Behandlungsmethoden dazu - da könnte gerne in Zukunft auch mehr investiert werden, als bisher in die Impfung.
Auch könnte man etwas über den Tellerrand unseres hohen Niveaus mal auf andere runterschauen und lernen, warum es z.B. die Schweiz mit deutlich weniger Intensivbetten und wohl kaum viel schlechterer Versorgung nicht schon vor Corona in ständige Notsituationen kam. Ich weiß es nicht, ob es einfach dort andere Definitionen für Intensivbetten gibt, oder ob die Kriterien bzw. die finanziellen Anreize, jemanden auf Intensiv zu verlegen, anders sind, aber wenn beide Länder dauerhaft normal mit 75 % Auslastung funktionieren (ohne Corona), muß es gravierende Unterschiede geben, die D vielleicht zu seinem Vorteil in der Versorgung in Notsituationen nutzen könnte.
Ich bin auch gespannt, ob Herr Lauterbach die Größe hat, das durch sein Fallpauschalen-Konzept an die Grenze optimierte Gesundheitssystem nun gegen seine frühere Vorstellung auf mehr Versorgungsorienterung um- oder zurückzubauen.