Zitat:
Zitat von Helmut S
Also zumindest was Cortisone i.A. (halt nicht als Spray) betrifft ist sie halt knapp n Jahr zu spät dran. Das mag jetzt nicht das gleiche sein. Neben Heparin war Cortison i.W.S. jedenfalls das erste was sie den Covid Patienten im KH meiner Frau reingepfiffen haben. Noch bevor jemand aus Verzweiflung zu Remdesivir gegriffen hat, das überhaupt keine Rolle mehr spielt und unterm Strich auch nie gespielt hat. 
|
Richtig. Es gibt schon aus der Frühphase der Pandemie aus den Krankenhausberichten von Bergamo schon viele Casuistiken (Einzelfallberichte), dass der Einsatz von Cortison bei Lungenbeteiligung hilft, einen schweren Verlauf zu vermeiden, da auch der Zytokinsturm gedämpft wird, aber von Einzelfällen zu einer vernünftigen klinischen Studie und evidenzbasierter Medizin ist immer noch ein weiter Weg.
Zigtausend andere Ärzte (in Klinik und ambulanten Bereich) haben natürlich auch aufgrund solcher Argumente Covid-Kranken gegenüber zu Cortison gegriffen.
Das Problem beim sog. Off-Label-Use ist, dass es dabei keine Kontrollgruppe gibt, d.h. es gibt keine ähnliche Patientengruppe, die das Präparat nicht bekommt, so dass man präparatebedingte Änderungen des Verlaufs nicht vom Spontanverlauf unterscheiden kann. Wenn es dem Patienten nach einiger Zeit wie angestrebt besser geht, weiß man nicht ob es ihm wegen der Behandlung und den vom Arzt getroffenen Entscheidungen besser geht, oder ob es auch ohne Behandlung oder mit anderer Behandlung besser geworden wäre. Als Arzt redet man sich aber natürlich gerne ein, dass die Besserung kausal auf die eigenen getroffenen Entscheidungen zurückzuführen ist und neigt dazu dieses Bild auch den Patienten zu vermitteln. Ein wenig Demut und Selbstkritik würde Ärzten da oft gut zu Gesichte stehen, da die wissenschaftliche Evidenz bei vielen Therapien oft erstaunlich dünn ist.
Auf die österreichische Allgemeinärztin bin ich vor einer Woche wegen eines Retweets auch schon gestoßen: sie hat mit Budesonid quasi alle Covid-19-Patienten behandelt, die ihr untergekommen sind. Da von 100 Covid-19-Patienten ohnehin maximal 2-3 in einen Verlauf kommen, der sie ins Krankenhaus führt und die anderen 97 (natürlich abhängig von der Altersstruktur des Patientenguts) auch ohne Cortison wieder gesund werden (#longcovid-Probleme mal außen vor gelassen), ist mir unklar wie sie da aus ihrer eingeschränkten Sicht, da es Allgemeinärzte ja fast nur mit leichten Verläufen zu tun haben, überragende Behandlungserfolge mit Budesonid überhaupt erkennen kann.
Als ich d
ann auf Twitter gesehen habe, dass von ihren über 1200 Tweets sich ungefähr 1000 mit dem Thema "Klaas Heufer-Umlauf "beschäftigen (hab irgendwann zu Scrollen aufgehört), kam sie mir mehr wie eine Stalkerin als wie eine forschende, innovationsfreudige Kollegin vor.
Trump erhielt übrigens vor über einem halben Jahr auch Cortison bei seine Covid-19-Erkrankung (neben vielen anderen Medikamenten), obwohl es er nie intensivpflichtig war. Auch daran sieht man, dass die Budesonid-Geschichte nicht so neu ist, wie sie im hektischen Twitter-Kosmos z.T. dargestellt wird.