Zitat:
Zitat von Hafu
eine "Spaltung" könnte gefährlicher sein als eine Krankheit, an der weltweit mindestens 3 Mio Menschen bis jetzt gestorben sind? So eine Aussage können natürlich nur diejenigen aufrecht erhalten, die bis jetzt überlebt haben und auch nicht an echten gesundheitlichen Folgeschäden wie LongCovid leiden.
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in dieser Fragestellung wird ein grundlegender Konflikt der Pandemie offensichtlich: Ist Gesundheit und Überleben ein Wert an sich, das alles andere in den Hintergrund drängen kann/darf/soll? Das werden Mediziner sicher immer anders bewerten, als andere Berufsgruppen, Junge anders als Alte, u.s.w. Deine zitierte Zahl liegt so um 3 % aller Toten des vergangenen Jahres Weltweit. In manchen Ländern gab es auch bis zu 10 % Übersterblichkeit durch Corona, in anderen kaum messbar. Gibt es eine Prozentzahl, für die wir nicht mehr die Gemeinschaft in Geiselhaft nehmen? Gibt es Todesursachen mit höheren Anteilen, für die wir mehr tun könnten? Wenn nicht, warum tun wir für Corona-patienten mehr, als für andere?
Es gibt Menschen, für die eine Gesellschaft sich nicht primär über verhinderte Sterbefälle, sondern über eine Vielfalt von Werten und Gütern definiert, wo Gesundheit nur eines von vielen ist. Und es wird keine absolute, unanfechtbare Abwägung geben, ab welchen Zahlen für die Gesundheit, oder für das Überleben eines Teils der Bevölkerung die große Mehrheit der Gesellschaft über lange (unbestimmte) Zeit hinweg zwingend Freiheiten, Lebensinhalte weitgehend aufgeben muß. Es gibt Menschen, für die Leben nicht durch die Dauer, sondern nur durch das, was es ausfüllt, lebenswert ist. Ich bin sicher, daß z.B. nicht alle Altersheimbewohner Dankbarkeit verspüren, vielleicht ein-zwei Jahre länger gelebt zu haben, aber dafür in weitgehender Isolation.
Zitat:
Zitat von Hafu
Ich habe bewusst aus dem Wellnessbrei an gefühlsduseligen Aussagen mal dieses Zitat herausgegriffen, um die Absurdität mindestens dieser These zu widerlegen.
Ich kann gerne mal ein Jahr lang auf Umarmungen fremder Menschen oder auch meiner eigenen Eltern verzichten, wenn ich dafür deren (und meine) Überlebenswahrscheinlichkeit erhöhe. Ich fühle mich von meinen Eltern nicht "gespalten", obwohl ich die Pandemie in vielerlei Hinsicht zum Kotzen finde.
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Schön für Dich, wenn es zu Deinem Wertesystem passt. Aber ich finde es abstoßend und gefühllos, daß Du eine andere Gewichtung gesellschaftlicher Werte als "gefühlsduseligen Wellnessbrei" und "Absurdität" abtust. Mit solchen Formulierungen tendierst Du genau dahin, was Du als "Mehrheit" auf Twitter beklagst (die vermutlich einfach eine sehr laute Minderheit der Menschen ist; ich bezweifle, daß die absolute Mehrheit der 15000 Demonstranten in Stuttgart sich überhaupt in diesen Medien selbst äußert).
Zitat:
Zitat von Hafu
...Da ist bei der Mehrheit der Andersdenkenden kein bisschen Bereitschaft erkennbar sich in die Gegenposition hineinzuversetzen
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