Ifo Institut
Die in der Gesamtzahl höhere Sterblichkeit während des bisherigen Verlaufs der Corona-Pandemie (KW11-KW48) ist zu einem nicht unbeträchtlichen Teil auf den erwähnten Struktureffekt der Alterung zurückzuführen, denn der prozentuale Bevölkerungsanteil der Altersgruppe von 80 Jahren und mehr (die die höchste Sterblichkeit aufweist) ist zwischen 2016 und 2020 von 5,9% auf 7,0% gestiegen. Bei gleichen altersspezifischen Sterbewahrscheinlichkeiten wie im Durchschnitt der Jahre 2016-2019 wären in den KW11-KW48 bei der in 2020 bestehenden Altersstruktur der Bevölkerung zusammengenommen 840 Todesfälle je 100 000 Einwohner zu erwarten gewesen; tatsächlich waren es 821 Fälle je 100 000 Einwohner.
Rechnet man diesen Altersstruktureffekt heraus, so ist in der Summe also keine Übersterblichkeit festzustellen. Dies liegt vor allem daran, dass in den Sommermonaten eine „Untersterblichkeit“ bestand. Mehr Todesfälle als es aufgrund der veränderten Altersstruktur zu erwarten gewesen wäre gab es jedoch in der ersten Coronawelle (Maximum in KW15: 1,6 zusätzliche Todesfälle je 100 000 Einwohner) sowie in der KW33 (Hitzewelle: 2,6 zusätzliche Todesfälle). In der zweiten Welle ist ebenfalls eine erhöhte strukturbereinigte Sterblichkeit (1,4 zusätzliche Todesfälle je 100 000 Einwohner in KW48) festzustellen. Rund die Hälfte der aktuell vom Statistischen Bundesamt ausgewiesenen Zahl an zusätzlichen Todesfällen (2,9 Fälle je 100 000 Einwohner) ist also auf den Alterseffekt zurückzuführen; der „Corona-Effekt“ dürfte dementsprechend bei 1,5 Todesfällen je 100 000 Einwohnern liegen.