Da sind wir einer Meinung. 
Dr. Seiler erkannte, dass man selbst ganz einfache Fragen nach der Wirksamkeit von Umfängen oder Intensitäten kaum seriös beantworten konnte. 
Deswegen ging er den umgekehrten Weg: Statt Studien zu designen und anschließend den Sportlern zu empfehlen, wie sie trainieren sollen, untersuchte er das reale Training von Spitzenathleten. Die Richtung der Erkenntnis ging also nicht vom Wissenschaftler zum Sportler, sondern vom Sportler zum Wissenschaftler. Seiler schaute sich einfach ab, was Spitzensportler so treiben. Dies zu systematisieren ist seine wissenschaftliche Leistung.
Das bringt drei wesentliche Erkenntnisse.
1. Die Sportwissenschaft ist weit weniger in der Lage, konkrete Trainingsempfehlungen zu geben, als man meint. Je komplexer die Sportart, desto weniger kann sie das. 
2. Seiler untersuchte professionelle Spitzensportler, die von Kindesbeinen an trainierten, außergewöhnlich talentiert waren, hervorragend betreut wurden und sich im Zenit ihrer Leistungsfähigkeit befanden. Die Übertragbarkeit der Erkenntnisse auf normalsterbliche Feierabendsportler einer ganz anderen Sportart (LD-Triathlon) ist äußerst fraglich.
3. Seiler schaute sich das Training der Spitzensportler 
seiner Zeit an. Hätte er in den 70er Jahren geforscht, hätte er das Training der 70er Jahre gefunden. Hätte er in den 80er Jahren geforscht, hätte er das Training der 80er Jahre gefunden. Was Seiler fand, ist ein Stück aktuelle Sportgeschichte, stellt aber keine tiefere Einsicht dar. Schon gar nicht fand er den heiligen Gral des Ausdauertrainings. Was er bei den Spitzensportlern seiner Zeit fand, wird bald durch andere Trainingsformen abgelöst werden, so wie es in allen anderen Jahrzehnten war.
