Ein interessanter Aspekt der Doku:
Versklavt wurden nicht die Mitglieder der eigenen Gesellschaft und Kultur, sondern stets Mitglieder anderer Kulturen. Als trennendes Merkmal diente in den frühen Phasen der Sklaverei, die islamisch geprägt war, die religiöse Glaubenszugehörigkeit. Anders- und Nichtglaubende durften versklavt werden. Teils zur Arbeit, teils zu vorwiegend sexuellen Dienstleistungen. Bagdad und später Kairo wurden durch Sklavenarbeit zu den Metropolen ihrer jeweiligen Epochen, die den Mittelmeerraum beherrschten.
Ein Problem bestand darin, dass die Sklaven zum islamischen Glauben konvertieren konnten. Sie waren dann jedoch freizulassen, da es sich nun um Glaubensbrüder handelte. Wie jeder einsieht, war das eine dumme Zwickmühle.
Im Christentum war man in einer späteren Epoche dann schlauer und erklärte die Leibeigenschaft zu einem Ausdruck göttlicher Ordnung. Eine Freilassung war auch für christliche Sklaven ausgeschlossen.
So war halt der Zeitgeist. Erwähnenswert finde ich diese längst vergangenen ethischen Grundsätze deshalb, weil die Kirchen für sich in Anspruch nehmen, sich eben
nicht dem Zeitgeist anzupassen, sondern unabhängig vom Zeitgeist eine wahrhaftigere Ethik zu vertreten. Eine Orientierung am Zeitgeist werfen sie hingegen ihren Gegnern vor, etwa in Genderfragen und bei der Sexualmoral. Es ist für mich interessant zu erfahren, wie sich die Kirchen zu ihrer Sklavenhalter-Geschichte positionieren, ohne auf den Zeitgeist zu verweisen.
