Zitat:
Zitat von Hafu
... Natürlich kann man eine neue Maßnahme beschließen, bevor die zuvor beschlossene Maßnahme auch nur einen Effekt zeigen kann (deutsche Politiker haben das ja auch in den letzten Tagen getan) nur hat das eben mit naturwissenschaftlicher Denkweise nichts mehr zu tun...
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Ich gebe Dir im Prinzip völlig recht, glaube aber, dass in der Politik in der Corona-Frage zwei andere Aspekte eine große Rolle spielen. Ich habe ja berufsbedingt die Entwicklung der letzten Wochen in Österreich doch recht genau verfolgt und ich finde am Beispiel Österreich sieht man schön, wie die Corona-Krise politisch gehandhabt wird.
1) Die Politik möchte sich auf keinen Fall dem Vorwurf aussetzen, zu wenig getan zu haben. Da ist dann natürlich auch Aktionismus dabei. Aber ich verstehe die Bundespolitiker da schon - angesichts der Bilder aus Italien und angesichts der Tatsache, dass die Tiroler Landesbehörden beim Ausbruch in Ischgl ziemlich versagt haben.
2) Drastische Maßnahmen müssen politisch so kommuniziert werden, dass die Bevölkerung sie erstens mitträgt und zweitens nicht in Panik verfällt. Nur so ist auch die Krisenkommunikation der österreichischen Bundesregierung zu verstehen, als eine Woche lang praktisch jeden Tag neue Maßnahmen dazu gekommen sind. Man hat sozusagen die Bevölkerung scheibchenweise auf das gesamte Maßnahmenpaket vorbereitet und eingestimmt.
Das heißt aber nicht, dass die Politik die Maßnahmen in dieser Zeit tatsächlich verschärft hat. Es war wohl (nach allem, was ich bzw. unsere Redaktion weiß) von Anfang an geplant, so scharfe Maßnahmen umzusetzen. Das wurde eben nur Tag für Tag kommuniziert, um ein (noch größeres) Chaos zu vermeiden.
Aus der Sicht eines Naturwissenschaftlers und Experten, der sagt: wir schauen, was sinnvoll ist und setzten das dann gleich um, hast Du wie gesagt völlig recht mit Deinem Argument. Natürlich wäre das medizinisch/epidemiologisch oder wie auch immer das Richtige. Politisch schaut´s dann aber doch anders aus.
Ich neige als Österreicher aktuell zu der Meinung, dass die österreichische Regierung bisher vieles richtig gemacht hat. Ich behalte mir aber durchaus vor, je nach Fortschreiten der Corona-Krise diese positive Meinung eventuell auch zu revidieren.