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Langsam wird’s absurd.
Wenn ich eine Fahrkarte kaufe, hat die Bahn eine entsprechende Gegenleistung zu erbringen. Tut sie das nur mangelhaft, indem Züge ausfallen und ich weite Teile der Reise auf dem Boden sitzen muss (Basel-Göttingen), kann ich das thematisieren, ohne auf jene Abschnitte der Beförderung hinweisen zu müssen, die wie bezahlt durchgeführt wurden.
Wenn ich im Kino sitze, und in der letzten Viertelstunde der Vorführung fällt der Ton aus, kann ich das ebenfalls thematisieren, ohne "fairerweise" darauf hinzuweisen, dass die Sitze bequem und die Kassenfrau freundlich war.
Die Bahn hat sich extrem dämlich verhalten. Angesichts der erbrachten Beförderungsleistung, die nicht in Ordnung war, empfinde ich ihren Appell, Greta solle die Bahn für den Service bitte mehr loben, als unverschämt. Geht’s noch?
Genauso dämlich sind die Bildzeitung und Kommentatoren von vergleichbarem Niveau. Sie erklären wohlfeil einerseits die schröcklichen SUV-Fahrer und Fluggäste zu den Klimasündenböcken, andererseits belauern sie eine zugfahrende Klima-Aktivistin, um bloß keinen Fehltritt zu verpassen. Jeder von ihnen weiß oder kann sich leicht vorstellen, dass eine Zugfahrt von Madrid nach Stockholm kein Zuckerschlecken ist. Dass Greta das auf sich nimmt, verdient Respekt. Die kleinliche Debatte um ihr Foto ist beschämend.
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