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Es lohnt vielleicht, dieses Beispiel nochmal genauer zu untersuchen, um damit einen Zynismus deutlich zu machen, den man in einigen Religionen findet, sehr stark aber gerade im Christentum.
Jemand glaubt also allen Ernstes, der Schöpfer der Welt würde sich regelmäßig und wiederholbar um die Muskelverspannung eines reichen Sportlers kümmern. Er vergisst dabei, dass der gleiche Gott sich völlig gleichgültig gegenüber Kinderkrebs oder dem Welthunger zeigt.
Diese blinde Selbstverliebtheit, angesichts des großen Leids in der Welt, ist verblüffend.
Es ist für Journalisten offenbar schwierig, das Gespräch auf diesen Zynismus zu lenken. Denn die logische Nachfrage wäre ja, warum der Herr Doktor seine Zauberkräfte nicht auf wichtigere Ziele lenkt und z.B. krebskranke Kinder heilt?
Oder der Journalist könnte auf die sich hier andeutende Weltsensation hinweisen, dass erstmals die Wirkung von Gebeten nachgewiesen wurde. Warum fragt der Journalist nicht in diese Richtung?
Oder man könnte sich höflich nach einem Nachweis für den behaupteten Zusammenhang erkundigen. Es ist ja äußerst unwahrscheinlich, dass irgendetwas an den Behauptungen dran ist. Wäre das nicht ebenfalls gute eine Schlagzeile: "Lügenarzt behandelt unsere Fußballer!"? Aber offenbar gibt es eine Kundschaft für Esoterik, und folglich wird entsprechend geschrieben.
Anstelle von journalistischen Rückfragen, die bei einem politischen Interview völlig selbstverständlich wären, erzeugt man den Eindruck, als würden hier höchst noble und ehrenwerte Weisheiten besprochen, ungefähr nach dem Schema: "Was Großmutter noch wusste": Der Herr Doktor beschwört die guten Geister, das wussten schon die Naturvölker im Regenwald! Es muss nicht immer Chemie sein!
Klar, reiche Spitzenfußballer zahlen besser als Kinder im Krankenhaus. Und Spitzensportler, zumal im Fußball mit oft sehr jungen Karrieren, sind nicht selten etwas ungebildet. Da müsste sich doch was verdienen lassen?
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