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Zitat von Basri
Gab es konkrete Angriffe aus Rojava?
Seit der Konflikt zwischen der PKK und der Türkei in den 80ern angefangen haben wurden ca. 30.000 Polizisten, Zivilsiten und Soldaten getötet. Aus Rojava nicht!
Aber die YPG die dort herrscht ist ein Ableger der PKK und als Terrororganisation eingestuft und definitiv mit verantwortlich.
Wenn so eine Terrororganisation den halben Norden von Syrien kontrolliert und dort weiter rekrutiert, finde ich das absolut legitim das die Türkei seine Grenze geschützt wissen will.
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Die UNO, die USA, Russland, China und noch andere Staaten haben die PKK und auch die YPG, welche in Nordsyrien herrscht, nicht als Terrororganisation eingestuft, im Unterschied zur EU und DE, was damals auch an den Beitrittsverhandlungen zur EU lag. Insofern PKK =! IS.
Erdogan nutzte den Konflikt mit der PKK, um über das Antiterrorgesetz den Ausnahmezustand, der seit 2016 in der Türkei gilt, quasi zu verlängern und abzusichern. Dadurch sind viel mehr Menschen in der Türkei als eben nur die "PKK-Terroristen" von den Repressionen betroffen. Im Anschluss an den Putschversuch 2016, über den meine deutsch-türkischen KollegInnen denken, er wurde mehr oder weniger von Erdogan-Kräften inszeniert. wurden viel mehr Türken als kurdische PKK-Mitglieder entlassen (hunderttausende Beamte), inhaftiert (zehntausende), verurteilt, nach Listen, die vielleicht schon vor dem Putschversuch zusammengestellt wurden. Insofern kann man die desolate politische Menschenrechtslage in der Türkei kaum allein mit dem Wirken der PKK, wie immer man die PKK im einzelnen beurteilt, erklären.
Was die Situation an der Syrisch-Türkischen Grenze betrifft, finde ich es zu 100 % geboten, sich an die internationalen Gesetze und Regeln zu halten. Die erlauben der Türkei auf ihrer Seite der Grenze alle für notwendig gehaltenen Grenzsicherungen. Falls da die Phantasie fehlt, einfach bei der DDR-Grenzsicherung oder Trump nachschauen. Das Vertreiben von kurdischen Volksgruppen und Organisationen auf der anderen Grenzseite und Besetzungen sind auf jeden Fall das Gegenteil einer Befriedung des Konfliktes und ein aggressiver Akt gegen ein anderes Land. Mir fehlt dafür das Verständnis. Es handelt sich auch um keine Doppelmoral, weil z.B. der deutsche Militäreinsatz in Afghanistan, den ich ablehne, durch UNO-Beschlüsse und durch die international anerkannte afghanische Regierung gebilligt ist.
Assad hatte vor dem Bürgerkrieg die Kurden in Nordsyrien bekanntlich diskriminiert, vermutlich wird ihm die Einschränkung der Macht der YPG entgegen kommen. Es fehlt aber ein offizielles Beistandsersuchen der syrischen Regierung an die Türkei, wie z.B. für Russland´s syrische Militäreinsätze, die aus Sicht von friedlichen Konfliktlösungen auch abzulehnen sind.
Als Kriegsmotiv bei Erdogan sehe ich persönlich eher die innenpolitischen Gründe als ausschlaggebend an, weil über Krieg wird der Konflikt mit der PKK und der YPG niemals zu lösen sein, was er auch weiss. Und für die türkische Volkswirtschaft mit Ausnahme der Kriegsindustrie hat der Krieg auf Dauer sehr negative Folgen.
Zitat:
Zitat von Basri
Freut mich zu hören das du die Türkei bereisen konntest und nicht festgenommen wurdest. Naja immerhin warst du wohl auch kaum mit dem Fahrrad unterwegs. Ich selber hab auch dort studiert und habe während der GeziPark Demonstrationen mit demonstriert.
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Meine Studienreisen lagen noch vor dem Ausnahmezustand und wir bereisten in langen, anstrengenden Nachtfahrten mit öffentlichen Bussen das Land. Unsere einheimische Betreuergruppe durfte damals schon leider manche Orte nicht mit uns bereisen bzw. erhielt keine Bewilligung aus mir nicht bekannten Gründen. Ich denke mal, das Auswärtige Amt, Osterreich und die Schweiz erlassen die aktuellen Warnhinweise für Reisende nicht aufgrund von Erfindungen.