Zitat:
Zitat von Helmut S
Ich denke es ist durchaus zulässig (und auch notwendig) Hoffnungen in die Jugend zu setzen.
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In einer der wirtschaftlich stärksten und freiheitlichsten Regionen der Welt wurde von Erstsemestern ein Flugblatt geworfen, "gegen die Kontrollgesellschaft". Das sei als Indiz dafür zu werten, dass die kommenden Generationen eine Lösung für die globale Erwärmung finden werden. Ich möchte kurz prüfen, wofür das ein Argument ist, und welches Gewicht es hat.
Wenn es sicher ist, dass kommende Generationen ein Mittel gegen die globale Erwärmung (oder die Überbevölkerung oder das Artensterben) finden werden, dann brauchen wir uns heute keinen Kopf machen. Heutige Anstrengungen wäre sinnlose Verschwendung von Zeit und Mühen, die wir besser in die zahlreichen anderen Probleme investieren sollten, die wir auch tatsächlich lösen können. Das Vertrauen in die Zukunft bedeutet also, erstmal nichts oder nur wenig für das Klima zu tun.
Aber ist das sicher?
Was das
Artensterben betrifft, werden kommende Generationen ganz sicher keine bereits ausgestorbenen Arten zum Leben erwecken können. Ausgestorben ist ausgestorben. Die meisten der ausgestorbenen Arten kennen wir gar nicht. Und auch wenn wir sie kennen würden, selbst wenn wir ihre DNA hätten und sie klonen könnten, würde das nichts nützen. Denn diese Arten sind ja deshalb ausgestorben, weil ihre Lebensgrundlage, also das Ökosystem im Arsch ist. Kommende Generationen müssten also nicht nur zigtausend Lebensformen klonen, sondern auch deren Lebensräume wiederherstellen. Das geht nicht.
Was die
globale Erwärmung betrifft: Die Klimagase, die wir heute in die Luft pusten, bleiben dort für lange Zeit. Kohlendioxid verschwindet nicht aus der Atmosphäre, wenn wir aufhören, welches zu erzeugen. Sondern es bleibt in der Luft. Diese Tatsache ist gemeint, wenn Wissenschaftler sagen, dass wir heute die letzte Generation sind, welche das Problem der globalen Erwärmung lösen kann. Jeder Kubikmeter Treibhausgas, den wir heute in die Atmosphäre entlassen, bleibt den nachfolgenden Generationen als Problem erhalten.
Es wird an Verfahren geforscht, Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu holen und lagerfähig zu machen. Man sollte sich aber die gewaltigen Mengen vor Augen halten, um die es geht: Schließlich haben wir die Hälfte aller Regenwälder dieses Planeten, einen Großteil seiner Kohle-, Öl- und Gasvorkommen verbrannt. Das will nun wieder aus der Luft geholt und irgendwo gelagert werden. Dazu kommen noch die Methangasemissionen aus den auftauenden Permafrostböden der Polargebiete. Man nehme sich mal einen Globus zur Hand, um sich klar zu machen, wie groß Sibirien, Kanada und Alaska sind. Dass es dafür in absehbarer Zeit eine technische Lösung gibt, ist äußerst unwahrscheinlich.
Zur
Überbevölkerung: China hat mit seiner drastischen 1-Kind-Politik steuernd eingegriffen. Es ist eine gut durchorganisierte Diktatur. Man vergleiche das mit Afrika, dessen Bevölkerung während der Lebenszeit unserer Kinder von einer auf vier Milliarden Menschen anwachsen wird. Hier gibt es kein zentrales Regime, welches ausreichend Macht und Mittel hätte, nach chinesischem Vorbild zu handeln. Ist es realistisch, dass unsere europäische Jugend dieses Problem lösen wird? Was soll ihnen die Macht dazu geben?