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Alt 05.11.2018, 08:16   #125
qbz
Szenekenner
 
Benutzerbild von qbz
 
Registriert seit: 24.03.2008
Beiträge: 12.520
Zitat:
Zitat von ThomasG Beitrag anzeigen
Vor einiger Zeit habe ich es schon mal angedeutet:
Mir als ein im Vergleich zu Dir (weitgehend) politisch äußerst mäßig gebildeten Menschen kommt es so vor, als würden Gewerkschaften bzw. Gerwerkschaftler doch in aller erster Linie an ihre Leute denken und ihre Interessen vertreten.
Das ist ja auch irgendwie in gewissem Umfang verständlich, denn Gewerkschaftsmitglieder sorgen nun einmal dafür, dass die Kassen gefüllt sind oder sich füllen und schaffen dadurch ein wichtiges Machtmittel im Kampf mit der Arbeitgeberfraktion.
Die Welt ist nunmal leider wie sie ist.
Ich fürchte und bin mir da auch ziemlich sicher, dass relativ (!) höhe Löhne häufiger zur Folge haben, dass eben weniger Leute, die die entsprechenden Stellen einnehmen könnten, eingestellt werden.
Zwar wird eine solche Argumention bestimmt auch mehr oder weniger als reines Drohmittel missbraucht und dahinter steckt letztlich doch nicht so viel Power, wie man tut, weil man ja auch schließlich verdienen will und das kann man nur mit Hilfe von Arbeitnehmern, aber manchmal gibt es da dann doch Möglichkeiten, etwa indem man den verbleibenden Rest der Arbeitnehmer mehr unter Druck setzt, damit mit ihnen das erledigt werden kann, wofür es eigentlich deutlich mehr Leute bedarf.
Es wird wohl immer Nischen geben und die werden dann halt recht skrupellos ausgenutzt.
Ich nenne das Beispiel des Bildungssektors außerhalb der Schulen, weil ich sonst halt nicht so arg viel so gut kenne:
..........
Sobald die Beschäftigten in Bereichen arbeiten, die tarifvertraglich gebunden sind, fallen natürlich alle Beschäftigte unter diese, d.h. die Gewerkschaftsmitglieder erstreiten die Löhne und Arbeitsbedingungen auch für diejenigen mit, die nicht in den Gewerkschaften sind und keine Beiträge (z.B. für die Streikkasse) zahlen. Das Tarifgefüge des öffentlichen Dienstes und der GEW z.B. wirken sich direkt und indirekt auf viele private Träger aus, die in Anlehnung an den öffentlichen Dienst bezahlen und wo die Beschäftigten wegen ihrer Grösse nicht streiken können. Desweiteren wirkt es sich auf die Höhe der Mindestlöhne aus, weil eine Anhebung der untersten Lohnsektoren in der Folge auch eine Anhebung des Mindestlohnes bedeutet.

Ich arbeitete als Psychologe im öffentlichen Dienst in Berlin (Verdi-Mitglied bis heute), wo in der Zeit in erster Linie die Arbeitersektoren und die Erzieherinnen den Tarifkampf mit der Streikoption auch für die Angestellten mführten, weil bei denen der Organisationsgrad viel niedriger war. Mit der Privatisierung der gewerkschaftlich organisierten (fast 100 %) Arbeiter (Auslagerung) und der Erzieherinnen (Kita`s) wurden für Verdi die Umstände entscheidend schlechter. Es gab einen realen Lohnabbau (!) und den zwischenzeitlichen, jahrelangen Austritt aus dem Tarifvertrag der Länder, d.h. der Senat handelte die Tarife mit Verdi-Berlin allein aus, die kaum mehr eigene Kampfmöglichkeiten besass. Folge: Abwanderung von Personal zum Bund, in andere Bundesländer (Brandenburg bezahlt besser), Mangel an Personal z.B. in der Jugendhilfe. Ganz Berlin klagt heute über den öffentlichen Dienst. Die Aufgaben der ausgelagerten Bereiche (Reinigung, Hausmeister, Handwerker, Grünflächenpflege usf.) werden heute z.T. mit Mindestlöhner oder Hartz IVer erledigt. Der DGB möchte natürlich möglichst viele Mindestlöhner wieder in normale Tarife einbinden und pekuniäre Beschäftigte auf feste Stellen bringen als Hauptforderung.

Übrigens haben wir Ende der 70ziger Jahre gemeinsam mit einer grösseren Gruppe aufgrund von Kettenarbeitsverträgen (Honorarverträge) auf Festanstellung geklagt und gewonnen, mithilfe der Rechtshilfe der ÖTV (vor Verdi).

Im Bereich der "Nachhilfebranche" kenne ich mich nicht aus. Ich habe mal gegoogelt und gesehen, dass die GEW diesen boomenden Markt bildungspolitisch sehr kritisch sieht als Teilprivatisierung. Sie kann jedoch für ihre Vorstellungen nur bei den Parteien und Wählern werben und hat wenig Machtoptionen zur eigenen Durchsetzung. https://www.gew.de/aktuelles/details...rivatisierung/. Welche tarif- und arbeitsrechtlichen Bestimmungen für Nachhilfelehrer gelten, die bei Organisationen beschäftigt sind, weiss ich nicht. Ich denke, die GEW gäbe da gerne Auskunft.

Natürlich stehen sich die Argumente der "Deregulierer" auf dem Arbeitsmarkt (von denen Du einige nennst) und die Argumente der Gewerkschaften ziemlich diametral gegenüber. Trotz meinen positiven Erfahrungen hätte ich auch eine Menge an Kritik.

Geändert von qbz (05.11.2018 um 09:01 Uhr).
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