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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Off-season: mehr Zeit für den Hund
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Alt 24.08.2018, 15:40   #56
noam
Szenekenner
 
Benutzerbild von noam
 
Registriert seit: 04.04.2010
Ort: Ostfriesland
Beiträge: 5.114
Allerdings ist man von der ursprünglichen Selektion aufgrund des tollen Verhaltens vieler Welpenkäufer und Züchter auch schon wieder sehr weit weg, wenn man denn tatsächlich einen Hund mit den entsprechenden Qualitäten haben möchte.

Dazu muss man sich allerdings als Welpenkäufer zuerst mit den Eigenschaften des Hundes auseinandersetzen und sich fragen, ob man diesen Gerecht werden kann. Bei den Gebrauchshunden heißt das, dass man zum einen mit einem Hund, der in der Regel ein gewisses Dominanzverhalten bei entsprechender Triebbeständigkeit in Beute und Aggression mitbringt, fertig werden muss und zum anderen sich in der Alltagserziehung ein sehr hohes Maß an Durchsetzungsvermögen und noch mehr an Konsequenz walten lassen muss, da diese Hunde unglaublich schlau sind und schnell lernen opportunistisch die eigene Position zu verbessern.

Leider machen sich diese Gedanken viele Menschen eben beim Dobermann nicht, sondern lassen sich von der eleganten Erscheinung blenden. Daher findet man recht viele Dobermänner (gerade aus Hinterhofvermehrerbuden), die im Alter zwischen 1 und 3 Jahren, wo sie eben "schwierig" sind, abgegeben werden. Die andere Seite der Medaille sind die Züchter, die eben durch Auswahl der triebtotesten Zuchttiere, den Markt sozialverträglicher Familienhund bedienen wollen. Somit wird der Charakter der Population doch sehr stark verwässert und ohne sehr viel Hintergrundwissen über Linien und Vererbung ist es sehr schwierig einen "passenden" Dobermann zu bekommen. In der Miesere befinde ich mich nämlich gerade. Ich bin aktiver Hundesportler im IPO Bereich und suche halt einen Hund dafür. Dafür muss der Hund gewisse Qualitäten mitbringen, die es für die Ausbildung in diesem Sport braucht. Der Hund muss einen guten Beutetrieb mitbringen und darüberhinaus ein hohes Dominanz und eine gesunde Beuteaggression haben. Dabei soll er halt klar im Kopf sein.

Gesundheitlich hat der Dobermann wie schon geschrieben die große Seuche DCM (an der wir nun auch unsere Hündin verloren haben). DCM ist eine genetisch bedingte Herzkrankheit, die sich in drei Phasen gliedert. Die erste Phase ist völlig syptomfrei. Der Hund ist augenscheinlich gesund. Die zweite Phase ist die okkulte Phase. In dieser Phase sind über ein 24h EKG ventrikuläre Extrasystholen (Leerpumpvorgänge des Herzens) Messbar. Diese Treten dann in Folgen auf, was zu, spontanen Herzversagen führen kann, so dass ein bis gerade eben augenscheinlich gesunder Hund beim Ballnachjagen einfach tot umkippt. Weiter kann man in dieser Phase über ein Herzultraschall eine Veränderung des Herzmuskels beobachten. Der Herzmuskel nimmt ab, so dass der Vorhof sich vergrößert, was dann zur dritten, der overten Phase führte. Hier ist es so weit dass das Herz über keine ausreichende Pumpleistung mehr verfügt und durch Rückstau flüssigkeit in die Lunge kommt und der Hund elendich erstickt (Das haben wir bei unserer Hündin nicht zugelassen). Das gemeine ist, dass die Krankheit wohl auf verschiedenen Genen liegt und die Forschung in diesem Bereich alles andere als Fortgeschritten ist. Auch über den Erbgang gibt es nur Theorien. Die wahrscheinlichste ist ein autosomal dominanter Erbgang, was in meinem Empfinden ein Todesurteil für die Rasse ist, wenn nicht schleunigst ein verlässlicher Gentest entwickelt wird. Denn für die Selektion der Zuchttiere ist es nahezu unmöglich ausschließen, dass ein Hund diesen Gendefekt trägt und vererbt, da die Krankheit eben bis zum eintritt in die okkulute Phase nicht diagnostizierbar ist. Das ist ganz große Kacke!

Ich persönlich bin der festen Überzeugung, dass ich als Hundehalter dafür verantwortlich bin, was mein Hund macht. Ich kenne das Tier und weiß wie es in bestimmten Situationen reagiert. Ebenso habe ich dafür Sorge zu tragen, dass niemand gegen seinen Willen von meinem Tier belästigt wird. Wenn ich meinen Hund an der Leine führe erwarte ich von anderen Hundehaltern, dass sie ihre Hunde nicht ungefragt zu meinem Hund lassen. Sind diese Hunde nicht in ausreichendem Gehorsam sorge ich (zur Not mit ausreichend Nachdruck) dafür dass es zu keinem Kontakt kommt. Denn eins ist klar. Wenn mein großer schwarzer Dobermann (auch wenn er an der Leine ist) den kleinen Dertutnix-Sockenmolly, der ungehorsam auf ihn zukommt und ihn anpöbelt, maßregeln will, dann kann der schnell mal kaputt gehen. Und dann ist die Rennerei groß und da habe ich keinen Bock drauf.

Und wenn man sich einen Hund anschafft, sich mit den entsprechenden Veranlagungen arrangiert und den Hund eben zielgerichtet auslastet (und spazieren gehen reicht eben für Gebrauchshunde und zB Hütehunde dazu nicht aus), hat man auch im Alltag einen tollen Begleiter.
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
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