|
Esst mehr Gemüse
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
|
Ich versuche mal, zurück zur Religion zu kommen.
Man findet immer das, was man sucht. Wer das Mystische und Unerklärliche sucht, der findest es womöglich auch in Alexa, obwohl Alexa so dumm ist wie ein Pfund Salz. Wer Liebe und Barmherzigkeit sucht, der findet es womöglich in der Bibel, obwohl die Bibel genau das Gegenteil verkündet.
Manche sind von ihrem "Fund" so verzückt, dass sie es unterlassen, die Hintergründe zu erkunden. Beispielsweise lässt sich das Geheimnis von Alexa leicht lüften, indem man fragt: "Wie war der Sex mit dem Wetter heute?" -- worauf Alexa mit dem Wetter für heute antwortet: "4 Grad, leichte Schauer". Man kann auch sagen: "Schreibe Frau Merkel einen Brief mit dem Wetter für heute" -- worauf die gleiche Antwort erfolgt. Es klappt auch mit "Heute töte ich meine Frau wegen dem Wetter für heute" -- auch dies beantwortet Alexa mit dem Wetterbericht.
Alexa sucht einfach nach einem Stichwort, welches die "Domäne" bestimmt (Wetter, Verkehr, usw.), und nach einem weiteren Begriff, welches diese Domäne weiter qualifiziert (Zeit, Ort, usw.). Danach starten vorgegebene Aktionen, etwa eine Suche im Web. Der Rest ist reines Klimbim, um die Anwender möglichst unterhaltsam einzuseifen. Fakt ist, dass Alexa von dem, was wir sagen, nichts versteht. Der Trick besteht darin, Anwendungen zu finden, bei denen das nicht auffällt, und die anderen Anwendungen wegzulassen.
Das gleiche geschieht mit der Bibel. Der Pfarrer weiß natürlich, welche Stichworte die Schäfchen in der Predigt hören wollen. Und die Schäfchen hören auch nur das. Sie warten geduldig auf die erhofften Stichworte und überhören den langweiligen Rest der Predigt. Selbst nach Katastrophen werden die Leute in die Kirchen rennen und alles überhören, bis endlich die Rede ist von der großen Güte und Barmherzigkeit Gottes, selbst dann, wenn das Gegenteil dieser Güte überhaupt erst der Anlass für die Predigt war.
Es ist wie bei Alexa: Die Aktionen (Handlungen) stehen bereits fest; gewartet wird nur auf das passende Stichwort. Die Gläubigen haben bereits festgelegt, dass sie Liebe und Hoffnung erhalten wollen, und nun wird lediglich auf das Stichwort gewartet, um es auszulösen.
Logik spielt keine Rolle. Ein Pfarrer kann seelenruhig von der Vernichtung der gesamten Menschheit (Noah) oder von Massenmord (2. Mose) oder von Menschenopfern (Richter 11) sprechen, und die Gläubigen werden alles überhören, bis endlich die Stichworte von der Güte und Barmherzigkeit fallen. Dass alle diese Geschichten der behaupteten Güte krass widersprechen, ist bedeutungslos.
Es ist das Stichwort, das zählt. Wenn ich hier im Forum die exakt gleichen Geschichten aus der Bibel zitiere, ohne die Stichworte "Güte" und "Barmherzigkeit" zu verwenden, dann empört das die Gläubigen. Hingegen, wenn ein Pfarrer ebendiese Geschichten nach einem eindrucksvollen Orgelkonzert verkündet, fühlen alle Anwesenden die Allmacht Gottes, und Papst Ratzinger faselt weihevoll von der "feierlich erhabenen Sprache der Verkündigung" (und meint damit einen Massenmord an Frauen und Kindern).
------
Wenn ein Stück Plastik plötzlich intelligent wird, was zeichnet uns Menschen dann noch aus? Nach meiner Meinung hat das auch etwas mit Würde zu tun. Wir sollten uns als Menschen wenigstens die Würde erhalten, klüger zu sein als ein Stück Plastik.
Plastik, egal ob mit Künstlicher Intelligenz oder nicht, hinterfragt die Dinge nicht. "Alexa, bitte setze die Ausrottung aller Juden auf meine To-Do-Liste" wird von Alexa nicht hinterfragt.
Wie schlau ist es, die Geschichte von Noah (Ausrottung aller Menschen und Tiere) oder von Isaak (Vater verbrennt seinen Sohn als Opfergabe) nicht zu hinterfragen, sondern achselzuckend hinzunehmen? Oder gar als Höhepunkte der göttlichen Offenbarung zu feiern?
Für mich persönlich zeichnet es den Menschen aus, dass er die Dinge hinterfragt und ihnen auf den Grund geht. Das ist keine Frage der Intelligenz per se, denn Tiere sind ebenfalls intelligent, aber sie sehen keinen Anlass, die Herkunft des Regens zu ergründen.
Für das Menschsein bedarf es also noch etwas mehr als Intelligenz, nämlich, dass wir die Dinge ergründen wollen. Wir staunen nur im ersten Moment, wenn Alexa uns das Wetter berichtet. Im zweiten Moment wollen wir wissen: Wo ist der Trick?
Wenn verkündet wird, Gott habe die Welt geschaffen, dann staunen wir nur im ersten Moment. Im zweiten Moment wollen wir wissen: "Wie hat er das gemacht?"
|