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Zitat von qbz
Meiner Ansicht nach arbeitet Lohfink anhand der AT-Texte ein Menschenbild heraus oder interpretiert es hinein, das den Menschen als ein im Ursprung der Menschheitsgeschichte gewalttätiges, aggressives, triebhaftes, archaisches Wesen ansieht, welches erst im Laufe der Jahrtausende durch göttliche und staatliche Gewalten gebändigt, sozialisiert wurde. Analoge Sichtweisen findet man auch bei anderen Kulturkritikern z.B. Psychoanalytiker (Freud).
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Der Ursprung der Menschheitsgeschichte ist jedoch von der Zeit des Alten Testaments 200.000 Jahre weit entfernt. Die Verfasser des Alten Testaments hatten keine Vorstellung davon – weder von den zeitlichen Abständen, noch von der Tatsache, dass der Mensch sich aus dem Tier (Affen) entwickelt hat. Ihr Geschichtsbewusstsein reichte einige Jahrhunderte, höchstens jedoch wenige Jahrtausende in die Vergangenheit zurück. Verkürzt man die Menschheitsgeschichte auf einen Tag, erscheint das Alte Testament um 23:42 Uhr.
In der Bibel sind die ersten Menschen, Adam und Eva, überaus menschlich und nicht animalisch dargestellt. Sie treten dem Tier, der Schlange, als Menschen gegenüber und bilden zu ihm einen Kontrast.
Menschen haben schon immer im sozialen Verband mit anderen Menschen gelebt. Soziale Regeln gibt es daher solange wie es Menschen gibt. Diese sozialen Verhaltensweisen entstehen von selbst, indem Menschen miteinander kooperieren. Kooperation setzt gemeinsame Interessen voraus. Ausgestoßen wird, wer unangemessen gewalttätig, unangemessen aggressiv oder triebhaft agiert. Auch die ersten Menschen verfügten daher zwangsläufig über eine Balance aus Eigennutz und Gemeinnutz.
Ich halte es für eine romantische Fiktion, wir Menschen seien von 0:00 bis 23:42 Uhr rasende Teufel gewesen und seien nun durch Religion etc. domestiziert. Dafür gibt es keine Belege.