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Ich finde ebenfalls, dass sich die Debatte um religiösen Glauben dreht und nicht um Aussagen wie: „Ich glaub‘, der Zug fährt von Gleis 4“. In der Alltagssprache ist dieser vage Gebrauch des Ausdrucks üblich, aber wir wissen doch genau, dass wir in dieser Debatte eine bestimmte Bedeutung meinen (nämlich die religiöse Bedeutung) und keine andere.
@keko:
Ich finde religiösen Glauben per se fragwürdig, weil es meist nichts anderes ist als eine Abwehr: „Das muss ich nicht begründen, das ist mein Glaube!“ Beispiel: Volker Kauder (CDU) hat in der Debatte für die „Ehe für alle“ zwar bekannt gegeben, dass er dagegen ist, aber eine Begründung hat er verweigert — das sei eben sein Glaube.
Vielleicht nimmt die „allgemeine Bevölkerung“ an, dass die rechtliche Situation von Homosexuellen in den letzten Jahrzehnten gut begründet war, egal ob man persönlich dieser Begründung zustimmt. Aber man würde wohl annehmen, dass es eine Begründung gibt. Aber eine Begründung wurde nie gegeben, außer: „Pech, das ist eben mein Glaube. Ätsch!“
Wenn Atheisten neuerdings darauf bestehen, dass der Glaube a) klar formuliert und b) auf Plausibilität geprüft wird, dann gilt das als Affront und Tabubruch.
Du fragst mich immer wieder, woran ich glauben würde, und Du akzeptierst meine Antwort einfach nicht. Vielleicht kannst Du anhand der obigen Begründung nachvollziehen, warum ich den religiösen Glauben per se ablehne. Ich lehne ihn ab, weil er sich einer Begründung und Prüfung entzieht, und das ist schlecht.
Ich stehe auf dem Standpunkt, dass wir heute über genügend Wissen verfügen, um die Plausibilität aller Religionen einschätzen zu können. Glaube ist nicht erforderlich, denn Wissen steht zur Verfügung.
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