Zitat:
Zitat von Zarathustra
Zu wem spricht Moses in den angeführten Zitaten? Zum Volk Israel? Welche Gebote sind gemeint? Die Zehn Gebote? Geht die Geschichte nach den Büchern Mose in der Bibel dann noch weiter? Und ändert sich ggf. irgendetwas? Usw. usf.?
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Zarathustra, Du sagst doch selbst, dass die Bibel ein von Menschen der Antike erfundener Mythos ist. Der Gott, der darin vorkommt, ist von Menschen erdacht. Moses hat nie irgendwelche Gesetze oder gar Steintafeln von Gott empfangen, und er sprach auch nicht zum Volk Israel. Die Bibel ist eine Erfindung von Menschen.
Es erübrigt sich daher das Philosophieren nach abstrakten logischen Regeln. Dadurch werden diese Dichtungen nicht wahrer. Davon abgesehen, ist es vertane Zeit.

Denn die Absicht, ausgerechnet die Bibel mit dem Mitteln strenger Logik plausibel zu machen, ist haarsträubend.
Dem entsprechend liest heute so gut wie kein Mensch die Bibel – was zweifellos anders wäre, wenn nützliche Dinge darin stünden, denn nie wurde mehr gelesen, als zu unserer Zeit. Wie Dir wahrscheinlich aufgefallen ist, kennt auch kaum einer der hier Diskutierenden die Bibel. Selbst diejenigen, die sie hier verteidigen, kennen weder das Alte noch das Neue Testament – von ein paar Fragmenten abgesehen.
Die meisten aufgeklärten Menschen, die sich christlichen Werten nahe sehen, sind in Wahrheit keine Christen, sondern Humanisten. Nicht die Bibel oder der Papst sind ihr Kompass, sondern die Werte des Humanismus: Die unveräußerliche Menschenwürde und der Wert allen Lebens, Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit, Friedfertigkeit, die Macht des Arguments (nicht des Glaubens), das Vermeiden von Leid (statt dem Gehorsam gegenüber Gott), das Recht, Autoritäten infrage zu stellen (statt Dogmen zu akzeptieren). Und so weiter.
Wer hier für den Glauben argumentiert, meint in den meisten Fällen die Werte des Humanismus. Was sie an der Bibel gutheißen oder übersehen wollen, orientiert sich an Werten, die durch die Aufklärung etabliert wurden. Sie stellen die eigentliche Autorität dar, nicht die Bibel und nicht der Papst. Von den Kirchen und teilweise auch von der Politik werden diese Menschen aber missbraucht, indem die Kirche sich auf diese "Gläubigen" beruft, um sich selbst zu erhalten, und um krudes Zeug aus der Antike in unserer Gesellschaft zu verankern.
Nur wenige Menschen in unserem Kulturkreis sind heute bereit, sich mit den Inhalten der Bibel oder der Gedankenwelt der Päpste oder gar dem Katechismus der katholischen Kirche wirklich auseinanderzusetzen. Du gehörst vielleicht dazu, Jörn auch, und sofern es die Bibel betrifft, auch tandem und ziel. Man kann sich als gläubiger Mensch sicher darüber ärgern, dass Jörn bei dieser Beschäftigung zu anderen Schlüssen kommt als Du oder tandem, und ihn als Robin Hood oder Schreihals bezeichnen, wenn man das nötig hat. Insgesamt sollte man für diese kritische Auseinandersetzung aber dankbar sein. Denn ein kritisches Auge auf die Religionen ist durchaus angebracht, das sieht man gerade in der jetzigen Zeit sehr deutlich. Auch wenn es die eigene ist.