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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Rechtsruck in Deutschland?
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Alt 15.03.2017, 20:08   #1330
Schwarzfahrer
Szenekenner
 
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Registriert seit: 15.01.2009
Ort: Rhein-Neckar-Dreieck
Beiträge: 7.696
Um das Thema für heute abzuschließen, hier noch ein paar Gedanken der Selbstreflexion (nach einer schönen Radrunde ).

Wir haben uns etwas vom Thema Rechtsruck entfernt - außer daß ich wohl als Beispiel dafür herhalten darf, nach dem Motto: Keiner ist unnütz, man kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen.

Nun, das bin ich von klein auf gewohnt. Schon in meiner ersten Heimat galt ich als "fauler Apfel im Korb der Volksgemeinschaft", weil ich vieles in Frage gestellt habe, was die herrschende Meinung (heute "Mainstreiam" oder "Zeitgeist") als fraglos richtig dargestellt hat. Damit kann ich leben.

Was mir bewußt wurde: ich war vor 20 Jahren viel mehr Befürworter davon, daß man (der Staat, die Gesetze) die Menschen zu ihrem Glück zwingen muß, durch lenkende Regelungen und moralischen Druck (z.B. Frauenquote, Lenkung von Konsum über Steuern, Rauchverbote, ...) um eine bessere Welt zu erreichen. Inzwischen nenne ich vieles davon "Bevormundung", und bin eher der Ansicht, daß die Freiheit der Entscheidung für die Menschen möglichst wenig eingeschränkt werden sollte; wir sollten gelassener mit "falschen" Verhaltensweisen und "falschen" Entscheidungen leben, da nur so die Menschen lernen und sich weiterentwickeln. Dieser Wandel hat sicher mit dem Alter zu tun, ich als 20-Jähriger hätte meinem heutigen Ich sicher in vielem auch nicht zugestimmt.

Was ich für Bevormundung halte, verdirbt m.M.n. den Charakter, da damit die Eigenverantwortung in vielen Angelegenheiten den Menschen abgenommen wird, wodurch auch die Selbstkritik, Selbstreflexion verschwindet und so die Entwicklung des Einzelnen behindert wird. Meine Meinung, kann ich nicht belegen; vielleicht gibt es dazu Soziologen oder Verhaltensforscher, die was sagen können.

Für mich heißt das ja nicht, daß ich die Wichtigkeit oder Priorität von bestimmten Werten und Ansichten in Frage stelle - nur die Absolutheit gilt für mich nicht, weil die Welt zu komplex ist für absolute Wahrheiten. Und weil ich durch das Aufwachsen im ideologisch schwarz-weißen Kommunismus jegliche Vereinfachung der Welt als Gut-Böse, Richtig-Falsch als einengend und lebensfeindlich empfinde, bin ich für ein offenes, liberales miteinander, auch bei widersprechenden Wertvorstellungen.

Sorry, wenn ich mit meinen Meinungen einige Gemüter arg erregt habe. Mir geht es nicht mal darum, andere von meiner Meinung zu überzeugen, mich reizt es aber immer wieder, ein Thema auf möglichst viele Aspekte und Sichtweisen hin zu betrachten, und die Vielfalt der möglichen, m.M.n. akzeptablen, plausiblen Sichtweisen offenzulegen und einfache Urteile zu hinterfragen.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
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