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Zitat von Schwarzfahrer
Danke für den Link. Das mit den Dax-Unternehmen ist natürlich nicht alles, es war einfach eine Zahl, die vor einigen Monaten durch die Medien ging, um die Realitätsferne der anfänglichen Euphorie über die tollen Chancen für den Arbeitsmarkt aufzuzeigen. Aber an den Verhältnissen ändert sich durch Dein Link wenig:
Von den außereuropäischen Zuwanderern (darin sind doch die Flüchtlinge von denen wir sprechen, enthalten, aber auch "normale" Zuwanderer aus aller Welt) sind ca. ca. 70.000 zusätzlich in Arbeit seit 2015 (Seite 10, macht je nach Bezugsgrundlage 7 % der 1 Million flüchtlinge, oder ca. 14 % der bisher vermutlich "bearbeiteten" Fälle, wenn wir davon ausgehen, daß der Zuwachs voll auf das Konto der Flüchtlinge geht, und nicht auf das Konto von indischen, chinesischen und amerikanischen IT-Experten u.ä.).
Dem steht ein zuwachs an "Regelleistungsberechtigten" im Sozialsystem von über 400.000, also 6fach mehr (Seite 14), mit steil steigenden Tendenz.
Als Vergleich die EU-Migranten im gleichen Zeitraum: zusätzlich ca. 300.000 in Arbeit, und ca. 80.000 "Regelleistungsberechtigte", also viermal weniger als in Arbeit, letztere mit stark abnehmender Tendenz.
Ich sehe daraus noch keinen besonderen Grund für Zuversicht bzgl. Flüchtlingsintegration in den Arbeitsmarkt - auch wenn jede Erfolgsgeschichte natürlich für die Betroffenen toll ist.
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Fällt Dir an Deiner Argumentation selbst nicht etwas auf?
Zunächst stellst Du die Basis der in Arbeit befindlichen Flüchtlinge mit einer irreführenden Zahl dar und konfrontierst damit die durch die OECD festgestellte Zufriedenheit der Unternehmen mit der Arbeit dieser Arbeitnehmer als offensichtlich irrelevant.
Dann konzedierst Du, dass es doch zig-Tausende (!!) sind, die neu in Arbeit sind. Bei der Gelegenheit stellst auch fest, dass weitere 300.000 (!!!) aus anderen Herkunftsländern neu in Arbeit sind.
Daraus folgerst Du, dass es kein zuversichtliches Zeichen für Integration ist.
Ich folgere:
1. Weil Menschen, die einen Asylantrag gestellt haben, erst einmal 6 Monate gar nicht arbeiten dürfen, die Masse 2015 gekommen ist und Spracherwerb typischerweise 1 bis 2 Jahre dauert, ist diese Zahl der Integration in den Arbeitsmarkt (aus dem Dezember 2016 !) sogar sehr ermutigend.
2. Dass, auf Basis dieser doch signifikanten Zahl von zig-Tausenden mit Arbeit, die Zufriedenheit der Unternehmen auch noch positiv ist, ermutigt hoffentlich zu vielen weiteren Integrationen.
3. Die Gesamtzahl der in den Arbeitsmarkt aufgenommenen Personen unterstreicht wie dynamisch und aufnahmefähig unser Arbeitsmarkt ist und wie sehr wir offensichtlich schon heute Zuwanderung brauchen.
Eine solche, etwas differenzierte Betrachtung passt natürlich nicht in die vereinfachende Darstellung "der Flüchtlinge" als "Problem". Nein, sie sind sogar auch Teil der Lösung von Problemen! Aber für eine solche Perspektive fehlt offenbar auch der Mut zum Perspektivwechsel.
Und noch ein Gedanke zur "Verwertbarkeit": Zuallererst haben wir eine humanitäre und dann eine sozial-ökonomische Herausforderung zu lösen. Der Mensch ist mehr als eine ökonomische Ressource.