Zitat:
Zitat von Jörn
Der Unterschied zwischen "Newton" und "Dreifaltigkeit" ist wie folgt:
- Newton steht als Beispiel für einen Feiertag, der in einer demokratischen Gesellschaft ausgehandelt würde. Dadurch kann man annehmen, dass es in der Bevölkerung eine gewisse Unterstützung dafür gibt, ansonsten hätte man sich auf einen anderen Namen oder Anlass geeinigt. Dadurch ist die Anteilnahme und das Interesse der Bevölkerung höher als bei "Dreifaltigkeit", es sei denn, auch dieser Anlass hätte in einem demokratischen Prozess gewonnen.
- Ein Feiertag, der mit unserem realen Leben etwas zu tun hat, und der zusätzlich die demokratischen Hürden genommen hat, ist viel leichter lebendig zu halten. Deswegen ist der Inhalt unseres "Feiertags zur Deutschen Einheit" für jeden einleuchtend; nicht jedoch ein Feiertag zur Dreifaltigkeit oder zu Allerheiligen, dessen Inhalt kaum jemand versteht. Jedes Jahr gibt es viele TV-Dokumentationen, Talkshows, Zeitungsartikel zur Deutschen Einheit, weil es ein greifbares Thema ist. Daran kann man sehen, wie groß der Unterschied ist zwischen einem greifbaren Thema und einem nebulös-verquasten Thema.
- Newton (als Beispiel) erfordert keinen Selbstbetrug, während die Dreifaltigkeit diesen Selbstbetrug als Tugend erhöht.
- Newton (als Beispiel) ist konfessionsübergreifend und wird somit den Anforderungen an einen modernen, neutralen Staat gerecht.
- Die Beschäftigung mit Newton (als Beispiel) macht die Menschen schlauer und nicht dümmer.
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Ich möchte kurz nochmal beispielhaft bei Newton bleiben, um zu zeigen, dass es aus meiner Sicht nicht so einfach wäre, beispielsweise ihm einen Feiertag zu widmen.
Newton war zutiefst religiös. Er schätzte sein umfangreiches (und vergessenes) theologisches Werk weit höher als sein mathematisch-physikalisches. Die Erforschung der Natur war ihm ein Dienst an Gott. Im dritten Buch der "Principia" beendet er einen langen Exkurs mit dem Satz: "Dies hatte ich von Gott zu sagen, dessen Werk zu untersuchen, die Aufgabe der Naturlehre ist". (Quelle: H. Heuser, 1991, "Gewöhnliche Differentialgleichungen". Das ist ein Standardwerk für Mathematiker auf diesem Gebiet).
Und nun?! Würdest du, als Atheist, tatsächlich dem zutiefst gläubigen Newton einen Feiertag spendieren wollen?
Wie stehst du zu deinem Satz
- Die Beschäftigung mit Newton (als Beispiel) macht die Menschen schlauer und nicht dümmer.
in Anbetracht dessen?