Zitat:
Zitat von Lebemann
Hat jemand eine Idee warum die deutschen so "schwach" unterwegs waren? ...
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Ich hab' ein paar Ideen, aber nicht alle sind dafür geeignet, sie in einem öffentlichen Triathlonforum auszubreiten.
Nicht alle Deutschen folgen demselben Trainingskonzept, so dass man die Gründe für das ausgesprochen schwache Abschneiden eigentlich aller deutschen Starter gestern differenziert betrachten muss.
Robisch und Buchholz trainieren seit kurzem in einer internationalen Trainingsgruppe bei Joel Fillol. Haug und Saller trainieren viel alleine (nach Plänen des Heimtrainers) und dann gibt es noch einige Kaderathleten, die formal am OSP Saarbrücken beheimatet sind und sich dort (so das dahinterstehende Konzept) gegenseitig in einer leistungsstarken Gruppe puschen sollten: allerdings haben sich in Saarbrücken viele kleinteilige Trainingsgrüppchen gebildet mit z.T. recht unterschiedlichen Trainingsphilosophien.
Grundsätzlich, das haben die Ergebnisse von gestern ebenso wie nahezu alle Ergebnisse der letzten Saison gezeigt, sind internationale Trainingsgruppen wie sie Joel Fillol, Darren Smith, Paulo Sousa und Brett Sutton um sich gesammelt haben der seit Jahren erwiesenermaßen am meisten erfolgversprechende Trainingsansatz, weil hier einerseits die Individualisierung auf die Spitze getrieben werden kann (wenn ein Trainer seine Athleten über mehrere Jahre kennenlernen konnte und weiß, welches Training bei ihnen wie anschlägt, wie die Regenerationszeiten sind usw.) und andererseits leistungsstarke Trainingsgruppen gebildet werden können, die sich einerseits gegenseitig pushen, innerhalb derer aber andererseits die Konkurrenz nicht so groß ist, dass sich in jeder TRainingseinheit ein privater Wettkampf bildet und die Athleten sich in negativer Weise als Konkurrenten betrachten mit entsprechenden Effekten auf das allgemeine Klima innerhalb der Gruppe.
Fillol hatte gestern bei den Männern Rang 1 und 2 geschafft, die Gruppe um Smith dominierte das Damenrennen mit Jodie Stimpson und schaffte zusätzlich mit Lisa Norden noch eine weitere Topten-Plazierung.
Auch die gestern fehlenden Top-Athleten wie die Brownlees, Jorgensen (Woolongong Wizards), Gomez und einige der gestern ebenfalls fehlenden US-Boys trainieren in privat organisierten multinationalen Trainingsgruppen und gehen ihren direkten nationalen Konkurrenten im Training gerne aus dem Weg.
Der Haken bei einer großen nationalen Trainingsgruppe, wenn man wie in Deutschland alle Kader-Athleten versucht zu zentralisieren, ist, dass in der nationalen Spitze die Athleten sich gegenseitig viel eher als Konkurrenten wahrnehmen, weil sie z.B. um wenige Olympia-Startplätze direkt miteinander konkurrieren, sich um denselben (begrenzten) nationalen Sponsoren-"Kuchen" streiten usw. Das ist natürlich hochproblematisch für das allgemeine Klima in solch einer Gruppe, wenn die Athleten mehrere Monate eng miteinander zusammen trainieren und leben müssen.