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Zitat von Klugschnacker
Das stimmt nicht. Die Kulturen, die Du aufzählst, haben Kriege stets nur an ihren Landesgrenzen geführt. Es ist ein rein westliches Phänomen, ferne Länder oder gar Kontinente zu überfallen und auszubeuten.
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Die eigene Landesgrenze endete jeweils im nächsten eroberten Land. Zumindest die Araber im frühen Mittelalter und die Osmanen zwischen 1400 und 1700 haben sich ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt; bis zu den Römern muß man gar nicht gehen. Das neuzeitliche Europa hat halt technisch mehr Möglichkeiten gehabt und genutzt, qualitativ ist es das Gleiche. Übrigens, die Chinesen sind auch fleißig dabei, Afrika wirtschaftlich zu kolonisieren. Da haben sie gut dazugelernt.
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Zitat von Klugschnacker
Diese moralische Demut sehe ich in der westlichen Welt nicht. Christliche Missionare haben ungebeten überall auf der Welt versucht, ihr Wertesystem durchzusetzen. Waren umgekehrt indische, afrikanische, chinesische oder südamerikanische Geistliche in England oder den USA, in Deutschland, Holland oder Frankreich?/?.
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Diese Demut sehe ich in Westeuropäischen, linksliberalen Kreisen zunehmen. Demut an sich wäre kein Problem, aber für mich wird es in Richtung unnötiger Selbsterniedrigung und Selbstzweifel, kombiniert mit Relativierung der Probleme in anderen Kulturen übertrieben.
Und ja, islamische Prediger in Europa sind seit Jahrzehnten dabei, in Europa zu missionieren; die Attentäter in Paris sind ihr Erfolg. Sowas haben christliche Missionare selten erreicht. Was nicht heißt, daß ich Missionierung gut fände (sollte generell unterbleiben), aber wiederum gibt es große Unterschiede in den Auswirkungen.
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Zitat von Klugschnacker
Die westliche Welt versucht, wo immer es ihren Interessen dient, auch ihr politisches System (Demokratie, Kapitalismus, Menschenrechte) anderen Ländern nahezubringen. Das Sendungsbewusstsein der westlichen Welt bezüglich des eigenen politischen Systems, der eigenen Wirtschaftsweise und der eigenen Religion scheint mir nicht für eine übergroße Bescheidenheit zu sprechen. Eher im Gegenteil: Der Westen erwartet von der islamischen Welt (und allen anderen), möglichst bald zu westlichen Werten zu finden.
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Davon halte ich auch nichts; es ist blauäugig und vermessen - wobei das Sendungsbewußtsein dem von fudamentalistischen Moslems vergleichbar ist. Die Alternative ist aber, die Welt zu belassen, wie sie ist, aber bei Unvereinbarkeit der Grundwerte einfach entsprechend Abstand zu halten - einschließlich eingeschränkter wirtschaftlicher, touristischer oder sonstiger Einflußnahme, auch auf Kosten von Wohlstand und Wachstum (was ich eh nicht so hoch bewerte). Globalisierung geht nur bei überall gleichem Verständnis von bestimmten Grundwerten wie Toleranz und Akzeptanz - dazu kann man die Menschheit kaum zwingen, und sicher nur sehr langsam erziehen.