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Das Argument enthält im Kern, dass Solidarität eine Sache sei, die auf Gegenseitigkeit beruhen müsse. Das ist jedoch nicht richtig.
Die Bulgaren könnten uns nicht in der Weise militärisch helfen, wie wir ihnen helfen können. Die erheblichen Steuern, die ich zugunsten nur halbtags arbeitender Bürger aufbringe, wollen mir diese niemals zurückzahlen. Die Milliarden, die in die neuen Bundesländer gepumpt werden, sind keine Kredite, die in besseren Zeiten zurückgezahlt werden. Ich helfe einer afrikanischen Familie, aber die Chance, dass sie im Gegenzug irgendwann mir helfen kann, ist exakt Null.
Solidarität wird nur in seltenen Fällen 1:1 vergolten. Meistens ist es eine Einbahnstraße. Man gewährt sie trotzdem, weil man dadurch höhere Güter erreichen kann. Den Bulgaren sichern wir Hilfe nicht um der Bulgaren willen zu, sondern wegen des Friedens auf dem europäischen Kontinent. Einkommensunterschiede gleichen wir aus, um soziale Stabilität zu bekommen. Den neuen Bundesländern helfen wir, weil ... äh, habe ich vergessen. :-)
Den Syrern helfen wir um unserer eigenen Werte willen. Die Solidarität mit ihnen ist eine Solidarität mit uns selbst.
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